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Eine der schwierigeren und gleichzeitig lustigsten Seiten des Sprachenlernens ist es wohl, den „richtigen Ton“ zu treffen. Damit meine ich, dass neben Grammatik und Wortschatz vor allem sprachliche Konventionen entscheiden, ob wir es letztendlich schaffen, uns im Gespräch auf die Art auszudrücken, die wir auch beabsichtigt haben. Denn was als höflich, unhöflich, freundlich, abweisend oder distanziert, freundschaftlich oder eben einfach der Situation angemessen empfunden wird, variiert zwischen den Sprachen mitunter gewaltig.
Als Deutsche in Madrid wird man da schon mal verwundert angeguckt, wenn man sich zu oft beim Kellner fürs Bestellung Aufnehmen, Essen Bringen, Tisch Abräumen, etc. bedankt oder stets „por favor!“ anhängt. Nachdem ich diese Beobachtung einmal vor Kollegen geäußert hatte, wurde mir zudem geraten, „por favor“ etwas spärlicher einzusetzen, da dies mitunter den Eindruck erwecken kann, man wolle der Anfrage zusätzlichen Nachdruck verleihen. Herrje, sowas muss einem doch gesagt werden! Allerdings gilt dies eben auch nur für eher formale, ohnehin automatisierte Floskeln, wie man sie in Deutschland in Geschäften oder Cafés benutzen würde. Möchte man sich hingegen für einen – noch so kleinen - Gefallen bedanken, sagt man „muchísimas gracias“ und beinahe alles, dem man mehr oder weniger zustimmt, wird gerne mit „perfecto!“, „genial!“ oder „fantástico!“ quittiert. Dies wiederum hört sich für Deutsche nach einer recht starken Gefühlsäußerung auf eine Frage wie „Passt dir drei Uhr?“ an, auf die man in Deutschland wohl einfach mit „Ja“ antworten würde.
Sowas kann natürlich schnell zu Missverständnissen führen – oder in meinem Fall dazu, dass ich auf die leicht verwirrten Blicke meiner spanischen Freunde hastig hinterherschiebe, dass ich deren Ausflugs-/Sport-/Bar-/ (bevorzugte Freizeitaktivität bitte einfügen) Idee wirklich total „genial“ finde und bloß mal wieder nicht enthusiastisch reagiert habe. Pero vale, poco a poco.
von Julia Broich