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„Aber warum heiratet er sie denn?“, fragten die Schüler wieder einmal, als wir im Spanischunterricht den Text von Aramburu laßen.
Viaje con Clara por Alemania (Reise mit Clara durch Deutschland) weckt für gewöhnlich das Interesse der Schüler, da die Geschichte durch den Norden des Landes führt – genau dort, wo wir sie lasen –, und zeigt die Dynamik eines Paares aus zwei Ländern auf: Clara, eine deutsche Lehrerin und Schriftstellerin, die das Ziel hat, einen Reiseführer zu schreiben, und ihr Mann Ratón, ein Spanier, der sich dort oben im Norden niedergelassen hat, der Erzähler des Romans (da Aramburu nicht erklärt, dass Ratón – Maus – im Deutschen ein üblicher Kosename ist, wie cariño im Spanischen, hält ein Leser, der mit den deutschen Gepflogenheiten nicht vertraut ist, Clara für eine geistreiche Erfinderin von Kosenamen, wie es mir mit Meiner Besseren Hälfte erging, als er begann, mich Seine Bessere Hälfte zu nennen – wie ich mich damit doch geirrt hatte; und so süß die deutschen Mäuschen auch sein mögen, hier im Süden sind es eher widerliche Kreaturen, sodass der spanischsprachige Leser jedes Mal herzhaft lachen muss, wenn Clara Ratón anspricht).
In solchen Gegenden lernen die meisten eher aus persönlichen Gründen Spanisch. Dementsprechend ruft dieser Text – mit dem ich eigentlich die Erzählung in der Vergangenheit inklusive des Wechsels der spanischen Zeitformen Indefinido und Imperfecto erläutern möchte – Disukussionen hervor. Auch wenn Ratón oft eine Clara beschreibt, die so gut wie immer neurotisch, gestresst, fremdbestimmt und streng ist, gibt es in dem Text auch Anekdoten über jemanden, der sich in einer Sprache übt und im Obstladen Kirchen statt Kirschen bestellt, zur Belustigung der Einheimischen in der Geschichte und im Klassenzimmer. Typische Anekdoten also über Paare, die nicht die gleiche Muttersprache teilen. Meine Lieblingsanekdote ist die unfreiwillige Liebeserklärung der Hauptfigur, die im ersten Kuss des Paares gipfelt. Mehr werde ich nicht verraten, aber was für eine Abneigung sie gegen Fehler haben, und dann noch diese Marotte mit Dingen, die wir ihnen zu verdanken haben...
Als sie mich fragten, warum Ratón Clara heiratet, antwortete ich wie immer, dass ich keine Ahnung habe. Woher soll man schon wissen, warum jemand jemanden heiratet oder was ein Autor aussagen möchte, wenn er sagt, was er sagt? Stattdessen bat ich sie, für mich bis nächste Woche einen Aufsatz über eine Reise oder eine Erfahrung zu schreiben, die sie in der Vergangenheit gemacht hatten, inklusive des verflixten Zeitenwechsels.
Diese Geschichten zu lesen, die sie mir mit der Verwendung der Zeiten machen sollten, war wie ein Geschenk.