
Donnerstag, 3. Mai 2018
Von Schleierwolken und Menschenfischern – aktuelle deutschsprachige Krimis

Katja Bohnets Thriller „Kerkerkind“ ist ein recht blutiges Buch. Ein Komissarduo folgt den Spuren eines Serienkillers. Zuerst findet man im Wannseeforst die verbrannte Leiche einer schwangeren Frau, anschließend einige kopflose Männerleichen. Einer der beiden Kommissare gerät selbst in Gefahr. Elmar Krekelers Fazit in der Welt lautet: „Ein bisschen braucht man, bis man sich zurechtgefunden hat, bis es einen nicht mehr überrascht, wie in einer Babuschka von einer Privatgeschichte in die nächst tiefer liegende zu geraten, nicht mehr verblüfft wird von der immer stärker werdenden Ahnung, wie sehr alles mit allem zusammenhängt“.
Ein Mann wacht in einem Sarg auf, befreit sich und kann sich erst mal an nichts erinnern. Max Bronski schickt seine zunächst nur mit Boxershorts bekleidete Titelfigur „Oskar“ in den Englischen Garten in München und von dort aus weiter auf einen Selbstfindungstrip. Auch diesen Krimi hat Elmar Krekeler in der Welt besprochen. Danach liefert Bronskis neues Buch eine Antwort auf die Frage, warum wir Krimis lesen: „Weil es nichts Wahnsinnigeres gibt als Literatur, die sich unter Genregrenzen hindurchgräbt, über sie hinwegfliegt, dahin, wo Literatur so wahnsinnig ist wie manchmal das Leben. „Oskar“ ist so ein Roman“.
Sein Romandebüt vorgelegt hat der Filmemacher und Grimmepreisträger Volker Heise. In „Außer Kontrolle“ entfaltet er ein Großstadtpanorama. Erzählt wird von einer Nacht, in der alles eskaliert. „Berlin. Die Stadt als Wille, Vorstellung und Kollaps. Alles muss gut werden mit dem Jungen und dem Mädchen. Alle kollabieren: der Sternekoch, seine Fische, der alte und der junge Polizist, der Ehebrecher, der Notarzt. Rauh instrumentiert, in Moll komponiert: Heises Spätsommernachts-Metropolen-Sound“, so die Umschreibung der Krimibestenlisten-Jury (Platz 4 der Krimibestenliste Februar 2018).
Tom Hillenbrand verknüpft in seinem Science-Fiction-Krimi „Hologrammatica“ die Krimihandlung mit Fragen der künstlichen Intelligenz und der Digitalisierung. Die Jury der Krimibestenliste meint: „2088. Horror für Identitätsfetischisten. Die überhitzte Erde ist holographisch geschönt, man uploadet sein Hirn in Klonkörper. Verschwunden: Spitzenprogrammiererin Juliette samt Knowhow. Quästor Singh hinterher. Prima ausgedacht, schlüssig designt, Zukunft durch Detektivbrille, Philosophie light“ (Platz 4 der Krimibestenliste April 2018).
Von einer in Berlin lebenden Mittvierzigerin, die ihre anstrengende Mutter als brave Tochter regelmäßig in Wattenscheid besucht und sich dabei zunehmend verfolgt fühlt, handelt Regina Nösslers Thriller „Schleierwolken“. „Selten wurde subtiler Horror so leise und so gekonnt erzählt. Nichts ist schrill, nichts sensationell, aber vieles ist grausam, gemein und entschieden fies“, schreibt Thomas Wörtche auf culturmag.de. Und auch auf die Krimibestenliste hat es die bislang eher unbekannte Autorin geschafft: „Berlin, Wattenscheid. Korrektorin Elisabeth fühlt sich verfolgt. Die einsame Mutter nörgelt, ihr geht jemand nach, sie fällt vor einen Bus. Demütigungen überall. Schlechtes Gewissen: Hat sie alles richtig gemacht? Einmal, als sie jung war. Diese Vergangenheit kehrt wieder. Subtil: Grauen des Alltags“ (Platz 8 der Krimibestenliste Februar 2018).
In Jan Seghers Krimi „Menschenfischer“ ermittelt Kommissar Marthaler in einem bislang unaufgeklärten, grausamen Mordfall aus dem Jahr 1998, der ihn erst nach Südfrankreich und dann auf die Spur einer Menschenhändlerbande führt. Dietmar Jacobsen zieht auf literaturkritik.de folgendes Fazit: „Wie alle Romane der Reihe bringt auch Menschenfischer das Kunststück fertig, am Anfang Disparates immer enger miteinander zu verzahnen. Bis aus mehreren scheinbar unverbundenen Fällen schließlich einer wird, dessen einzelne Aspekte sich gegenseitig erklären“. Auch Brigitte Grahl von krimi-couch.de ist überzeugt: „Ein spannender Fall mit unvorhersehbaren Wendungen und einer schlüssigen Auflösung, und eine straffe Handlung mit einem dynamischen Erzähltempo. Trotzdem gibt es in »Menschenfischer« immer wieder Platz für Atmosphäre und Gefühl, ja sogar Poesie. Seghers wird immer besser!“
Um einen Video-Journalisten mit beruflichen Problemen, der in einem Drogendeal einen Scoop wittert, geht es in Roland Sprangers Krimi „Tiefenscharf“. Für Kolja Mensing ist das „Buch [...] ein kompromissloser Krimi aus der trostlosen Provinz“ (deutschlandfunkkultur.de). Und die Jury der Krimibestenliste skizziert das Buch wie folgt: „Fränkisch-tschechisches Grenzgebiet. Familienvater Sascha ist ein Einmann-TV-Team in Nöten. Als investigativer Ermittler kommt er nicht weit. Aber er hat sich auch mit einer Crystal dealenden Neonazi-Bohème angelegt, die grenzüberschreitend operiert. Ernüchterungsmittel für Politikoptimisten“ (Platz 7 der Krimibestenliste April 2018).

Ein Mann wacht in einem Sarg auf, befreit sich und kann sich erst mal an nichts erinnern. Max Bronski schickt seine zunächst nur mit Boxershorts bekleidete Titelfigur „Oskar“ in den Englischen Garten in München und von dort aus weiter auf einen Selbstfindungstrip. Auch diesen Krimi hat Elmar Krekeler in der Welt besprochen. Danach liefert Bronskis neues Buch eine Antwort auf die Frage, warum wir Krimis lesen: „Weil es nichts Wahnsinnigeres gibt als Literatur, die sich unter Genregrenzen hindurchgräbt, über sie hinwegfliegt, dahin, wo Literatur so wahnsinnig ist wie manchmal das Leben. „Oskar“ ist so ein Roman“.
Sein Romandebüt vorgelegt hat der Filmemacher und Grimmepreisträger Volker Heise. In „Außer Kontrolle“ entfaltet er ein Großstadtpanorama. Erzählt wird von einer Nacht, in der alles eskaliert. „Berlin. Die Stadt als Wille, Vorstellung und Kollaps. Alles muss gut werden mit dem Jungen und dem Mädchen. Alle kollabieren: der Sternekoch, seine Fische, der alte und der junge Polizist, der Ehebrecher, der Notarzt. Rauh instrumentiert, in Moll komponiert: Heises Spätsommernachts-Metropolen-Sound“, so die Umschreibung der Krimibestenlisten-Jury (Platz 4 der Krimibestenliste Februar 2018).
Tom Hillenbrand verknüpft in seinem Science-Fiction-Krimi „Hologrammatica“ die Krimihandlung mit Fragen der künstlichen Intelligenz und der Digitalisierung. Die Jury der Krimibestenliste meint: „2088. Horror für Identitätsfetischisten. Die überhitzte Erde ist holographisch geschönt, man uploadet sein Hirn in Klonkörper. Verschwunden: Spitzenprogrammiererin Juliette samt Knowhow. Quästor Singh hinterher. Prima ausgedacht, schlüssig designt, Zukunft durch Detektivbrille, Philosophie light“ (Platz 4 der Krimibestenliste April 2018).
Von einer in Berlin lebenden Mittvierzigerin, die ihre anstrengende Mutter als brave Tochter regelmäßig in Wattenscheid besucht und sich dabei zunehmend verfolgt fühlt, handelt Regina Nösslers Thriller „Schleierwolken“. „Selten wurde subtiler Horror so leise und so gekonnt erzählt. Nichts ist schrill, nichts sensationell, aber vieles ist grausam, gemein und entschieden fies“, schreibt Thomas Wörtche auf culturmag.de. Und auch auf die Krimibestenliste hat es die bislang eher unbekannte Autorin geschafft: „Berlin, Wattenscheid. Korrektorin Elisabeth fühlt sich verfolgt. Die einsame Mutter nörgelt, ihr geht jemand nach, sie fällt vor einen Bus. Demütigungen überall. Schlechtes Gewissen: Hat sie alles richtig gemacht? Einmal, als sie jung war. Diese Vergangenheit kehrt wieder. Subtil: Grauen des Alltags“ (Platz 8 der Krimibestenliste Februar 2018).
In Jan Seghers Krimi „Menschenfischer“ ermittelt Kommissar Marthaler in einem bislang unaufgeklärten, grausamen Mordfall aus dem Jahr 1998, der ihn erst nach Südfrankreich und dann auf die Spur einer Menschenhändlerbande führt. Dietmar Jacobsen zieht auf literaturkritik.de folgendes Fazit: „Wie alle Romane der Reihe bringt auch Menschenfischer das Kunststück fertig, am Anfang Disparates immer enger miteinander zu verzahnen. Bis aus mehreren scheinbar unverbundenen Fällen schließlich einer wird, dessen einzelne Aspekte sich gegenseitig erklären“. Auch Brigitte Grahl von krimi-couch.de ist überzeugt: „Ein spannender Fall mit unvorhersehbaren Wendungen und einer schlüssigen Auflösung, und eine straffe Handlung mit einem dynamischen Erzähltempo. Trotzdem gibt es in »Menschenfischer« immer wieder Platz für Atmosphäre und Gefühl, ja sogar Poesie. Seghers wird immer besser!“
Um einen Video-Journalisten mit beruflichen Problemen, der in einem Drogendeal einen Scoop wittert, geht es in Roland Sprangers Krimi „Tiefenscharf“. Für Kolja Mensing ist das „Buch [...] ein kompromissloser Krimi aus der trostlosen Provinz“ (deutschlandfunkkultur.de). Und die Jury der Krimibestenliste skizziert das Buch wie folgt: „Fränkisch-tschechisches Grenzgebiet. Familienvater Sascha ist ein Einmann-TV-Team in Nöten. Als investigativer Ermittler kommt er nicht weit. Aber er hat sich auch mit einer Crystal dealenden Neonazi-Bohème angelegt, die grenzüberschreitend operiert. Ernüchterungsmittel für Politikoptimisten“ (Platz 7 der Krimibestenliste April 2018).

Geschrieben von Holger Moos
in Belletristik
um
11:33
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