Die Umgestaltung von Flächen und Gebäuden, die in ihrer ursprünglichen Nutzung nicht mehr gebraucht werden, ist kein neues Thema. Immer wieder haben die Menschen ihre Siedlungen aktuellen Anforderungen angepasst. Brachflächen sind meist wegen ihrer Vornutzung gut erschlossen, auβerdem liegen sie häufig in interessanten Stadtgebieten. Einst am Stadtrand gebaut und nun von der Stadt umschlossen, bieten viele ehemalige Industrie- und Gewerbeflächen groβe Potenziale für die Aufwertung ihrer Stadtviertel.
Über eine neue, grüne Lunge und mehr Lebensqualität können sich seit Ende 2010 die Bewohner im Norden von Mexiko Stadt aufgrund eines der ehrgeizigsten und aufwendigsten Sanierungsprojekte Lateinamerikas freuen. Auf einem ehemaligen, stark verunreinigten Raffineriegelände entstand ein groβzügiger Stadtpark von ungefähr 55 Hektar. Dies entspricht immerhin mehr als einem Siebtel des Central Parks in New York und ist nun der zweitgrößte Park in Mexiko Stadt.
Die Erdöl-Raffinerie wurde bereits 1991 wegen der erheblichen Bodenverunreinigungen geschlossen, was nicht weiter verwundert wenn man bedenkt, dass dieses Gelände durchgehend seit 1933 als Raffinerie genutzt und seine Produktion ständig gesteigert wurde. In 2007 begannen die eigentlichen Arbeiten der Dekontaminierung des Bodens, die eine große Leistung sowohl in administrativer, technischer als auch ökonomischer Hinsicht darstellen. Ein wirklich gigantisches Projekt, bei dem viele nationale Universitäten, nationale und internationale Firmen sowie die GIZ mitgewirkt haben.
Heute befindet sich auf dem Gelände des sogenannten „Parque Bicentenario“ vier thematische Zonen, unterteilt in botanische Gartenanlagen und Gewächshäuser, Wege für Spaziergänger, Jogger und Fahrradfahrer, ein Freilufttheater, Sport- und Kinderspielplätze sowie ein Museum zum Thema Energie.
Zwar stellt die Revitalisierung von Altlastenflächen häufig sehr komplexe Anforderungen an alle Akteure, aber wenn man bedenkt, dass Flächen und Raum eine endliche Ressource innerhalb von Stadtgrenzen ist, so können durch die Umnutzung von Arealen und Gebäuden ganz neue Möglichkeiten entstehen, um zum Beispiel dem unkontrollierten Wachstum vieler lateinamerikanischer Städte entgegenzuwirken oder durch die Einrichtung von Parks, Grünflächen und kulturellen Einrichtungen den Bürgern ein Mehr Lebensqualität zu bieten. Bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel neben wenig anderen Revitalisierungen kein Pilotprojekt bleibt.