
© Ansgar Heide
Martina Weber wurde in Mannheim geboren und lebt in Frankfurt am Main. Tätig ist sie als Lyrikerin, Übersetzerin, wissenschaftliche Autorin (als Juristin), Fachjournalistin und Bloggerin auf manafonistas.de. Für ihre Lyrik erhielt sie zuletzt ein Aufenthaltsstipendium in St. Mihiel/Frankreich (2017). Von ihr erschienen die Gedichtbände „erinnerungen an einen rohstoff“ (2013) und „Häuser, komplett aus Licht“ (2019), Poetenladen Verlag, Leipzig. Außerdem „Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und veröffentlichen“, 3. Auflage, Uschtrin Verlag.
Und es war zehn Grad kälter geworden, abgeblättert die Farbe
vom Himmel, die Brücke immer noch in Camouflage. Es sind
blass gewordene Flechten, starre Gestalten, die man hier
an den Ästen entdeckt, Kinder mit Masken von Tiergesichtern
in sepiafarbener Landschaft. Dem Kosmos lauschen,
den Messinstrumenten, der Schrittfolge eines weißen Pferdes
im Schwarzlicht: nebeneinander gelegte Röntgenbilder,
oszillierende Bänder, ein Flimmern, es ist etwas
in diesem Licht, das die Körper zum Verschwimmen bringt.
[1]
jetzt, da die letzten bilder verschwunden sind, atmen wir
einfach weiter, die abstufungen der dunkelheit und deine
und meine leise gesprochenen worte in decken gewickelt.
alles, was uns umgibt, hat mit uns zu tun. die zahlenverhältnisse
im universum. willkür, wie zeichen. kein spiel: die vorbereitung
einer bewegung. ein paar übrig gebliebene tiere
scharren irgendwo unten im laub. eine einfache wirklichkeit.
das schenke ich dir. die plötzlich verstummende landschaft.
die auf dem boden ausgeschüttete angst. ich werde nichts fragen.
es spielt keine rolle, was jemand sagt.
[2]
[1] Martina Weber, aus: Häuser, komplett aus Licht. Gedichte. Poetenladen Verlag, Leipzig 2019
[2] Martina Weber, aus: erinnerungen an einen rohstoff. gedichte. poetenladen verlag, Leipzig 2013