
© Michael Woll
„„Wenn du Paul Celan vor dir hättest, was würdest du ihn fragen? Was glaubst du, würde er darauf antworten? Wie würdest du die Frage selbst beantworten?” 2020 steht ganz im Zeichen von Paul Celan. Zum hundertsten Geburtsjahr des Autors führen wir die Reihe der Gespräche mit zeitgenössischen Autor:innen weiter. Heute lassen wir uns diese Fragen von dem Literaturforscher Dr. Michael Woll beantworten
Ich fürchte, ich weiß nicht, welche Frage ich Paul Celan stellen würde.
Der Grund, aus dem es eine Erinnerung an seinen 100. Geburtstag gibt, sind seine Gedichte – und das, was ich über sie wissen möchte, suche ich dann eben auch dort, in den Gedichten. Dass sie im Falle Celans oft schwer verständlich sind, spricht dem nicht entgegen: Dass man sich auf sie einlassen muss, ist gerade Teil des Schönen. Interessant könnte es dagegen sein, ihn auf seine Bibliothek anzusprechen, die Literarisches und Philosophisches, Fachliteratur zu verschiedensten Themen und vor allem ein weites Spektrum an Weltliteratur enthielt. Eine Unterhaltung über die Bücher, die er gelesen hat, stelle ich mir bereichernd vor – und ein Gespräch über Literatur, die man dann als gemeinsamen Bezugspunkt hätte, als deutlich weniger anstrengend als die Herausforderung, dem Dichter eine kluge Frage zu seinem Werk zu stellen..
Dr. Michael Woll wurde 1985 geboren und ist Forscher am Deutschen Literaturarchiv Marbach. Er studierte Deutsch und Mathematik in Osnabrück, Karlsruhe und Nantes. Er unterrichtet am Institut für Germanistik der Universität Osnabrück sowie am Karlsruher Theologischen Institut. Zuletzt veröffentlichtes Buch: Hofmannsthals »Der Schwierige« und seine Interpreten em>, Wallstein Verlag, 2019