
Uroš Prah ©Janez Klenovšek
Uroš Prah, geb.1988 in Maribor, Slowenien ist Lyriker, Redakteur, Übersetzer und Publizist.
Bisher erschienen drei seiner Gedichtbände:
Čezse polzeči (CSK 2012), der 2018 auch in Kroatisch herauskam (Biakova, Zagreb),
Tišima (CSK 2015), der es 2016 auf die Short-Listen der zwei wichtigsten Lyrikpreise Sloweniens schaffte: den Simon Jenko Preis und den Veronika Preis, sowie
Udor (ŠKUC Aleph), der erst im Oktober 2019 herauskam. 2017 erhielt er das Autorenstipendium der Slowenischen Buchagentur, 2018 den Exil Lyrikpreis auf der Buch Wien für seinen in Deutsch verfassten investigativen Lyriktext
Nostra Silva. Im Februar 2019 war er Aufenthaltsstipendiat des slowenischen Kulturministeriums in New York, im September des selben Jahres der erste Autor im neugegründeten Artist-in-Residency Program von TRADUKI und dem Rumänischen Literaturmuseum in Bucharest. Übersetzungen seiner Texte wurden bisher in Deutschland, Österreich, Kroatien, Serbien, Montenegro, Italien, Rumänien, Argentinien, den USA, der Slowakei und der Tschechischen Republik veröffentlicht. Er war Mitbegründer und langjähriger Chefredakteur der Literaturzeitschrift IDIOT (2009−2016), Programmleiter des Internationalen Festivals für Literatur in Entwicklung Literodrom (2015−2016) und Mitbegründer des Museums des Wahnsinns, Trate. Seit 2017 lebt er in Wien.
NOSTRA SILVA
von Uroš Prah
die beste art
einen holzfäller nicht
bei einem arbeitsunfall
zu verlieren ist
ihn erst garnicht
einzustellen
sagt der direktor
einer
holzfällerfirma
die gerade
den ganzen
arbeitsprozess
automatisiert, denn:
das schlimmste was
man jetzt machen kann
ist nichts zu machen
der wald wächst um 5500
fußballfelder pro jahr
so schön
in österreichs wäldern wächst
mehr holz nach
als geerntet wird
sagt proholz austria
in der seit 2017 überall
im land zu sehenden
werbeinitiative der
arbeitsgemeinschaft
der österreichischen
holzwirtschaft in der
der familienriese
holzindustrie
schweighofer
kräftig mitmischt
während sich der
international anerkannte
forest
stewardship
council
kurz
fsc
vom schweighofer
nach jahre langen
ermittlungen anfang 2017
distanziert hat
was man auf dessen
illegal
logging
portal
überprüfen kann
man fragt sich dann doch
was da geschieht
in den karpaten
wo die alten
k. und k. strukturen
immer noch nach-
wirken
weswegen es
schweighofer nicht
allzu schwer hat
in einer der letzten natur-
belassenen wald-
regionen europas
sein holz zu
bekommen
um österreichische und
deutsche heime
damit grün zu beheizen
hinter vorgehaltener hand stolz
den dortigen markt zu
dominieren und nebenbei
die einheimische holzindustrie
zu grunde gehen zu lassen
was macht
der schweighofer da
dass sich al jazeera
mit einem philosophen
aus kroatien auf den weg
macht
dessen tätigkeit als
kolonialisierung darzustellen
der schweighofer
gibt ja
zu
dass es
korruption gibt
in dem land und
er deswegen ganz auf
eigene faust und obwohl er
gesetzlich ja garnicht
dazu verpflichtet sei und er
dort nicht einmal
selbst abholzt
und er dort ja
auch nicht
den staat ersetzen
kann oder will
oder
will oder kann
ganz viel wald
nachpflanzt
ganz ganz viele
schöne schnell
wachsende jungbäume
nachpflanzt
stramme neue bäume statt
der alten so vor sich her
wachsenden bäume
nachpflanzt
nachpflanzt und dank
ihn nun also auch in rumänien
fußballfelder-wälder wachsen. (1)
(1)
es wurde noch 2017
ein verfahren ein-
geleitet um
den familienriesen
wieder mit dem fsc
zu asoziiern und
es läuft
noch
es wurde ih
eine lange liste von
maßnahmen auferlegt
und der schweighofer
wie es auf seiner seite
lautschweigend heißt
bemüht sich sehr
noch besser zu werden.