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Wenn ich dich bitten würde, einen Weg von der Gegenwart bis zurück zu Goethe zu beschreiben, bei welchen Autoren deutscher Sprache sollte ich verweilen? Was hast du mit Freude gelesen? (Bogdan Coşa)
Lavinia BRANIȘTE
26. April 2017
Mir gefällt Juli Zeh sehr gut. Sie war vor einiger Zeit bei einem Literaturfestival in Bukarest. Zwei ihrer Bücher wurden ins Rumänische übersetzt.
Adler und Engel erschien bei Niculescu und
Schilf bei Polirom. Das letztere habe ich zuerst gelesen und ich hatte das Gefühl, dass es sich hierbei um eine Autorin handelt, für die es sich lohnt, Deutsch zu lernen, um sie im Original lesen zu können (ein sehr gewagter Gedanke allerdings). Ich habe noch eines ihrer Bücher auf Französisch gelesen
La fille sans qualités (Spieltrieb). Außerdem gefallen mir die Romane von Julia Wolf, die letztes Jahr eine Lesung am Goethe-Institut gehalten hat. Mir hat die Passage aus
Alles ist jetzt gefallen, die sie auf Rumänisch gelesen hat, und ich warte immer noch auf die Übersetzung ins Rumänische, von der ich nicht weiß, wann sie kommen wird. Als ich im Internet gesehen habe, dass von ihr auch
Walter Nowak bleibt liegen erschienen ist, fand ich es wieder schade, dass ich das Buch nicht gleich im Original lesen kann.
ANDREI DOSA
24. Mai 2017
Ich würde mit etwas Leichtem anfangen: Thomas Brussig,
Am kürzeren Ende der Sonnenallee. Danach würde ich Heinrich Böll,
Ansichten eines Clowns, Heinrich Mann,
Der blaue Engel empfehlen. Dazu noch ein wenig Lyrik von Gottfried Benn und Georg Trakl.
BOGDAN-ALEXANDRU STĂNESCU
28. Juni 2017
Bis vor einigen (ungefähr drei) Jahren habe ich
Humboldts Vermächtnis gelesen. Dann habe ich herausgefunden, dass diese Karikatur des Saul Bellow einem blass erscheint, wenn man sie dem Original, dem unfassbaren Delmore Schwartz, entgegenhält. Die Bellow-Obsession bin ich losgeworden, habe sie aber durch eine andere ersetzt: Ich lese immer und immer wieder Hermann Broch, vor allem
Der Tod des Vergil, ein gigantischer, zerstörerischer, bildender, vulkanischer, lyrischer, magischer, fantastischer, historischer, trister Gedicht-Roman … Ich lese wirklich gern Remarque, mag Döblin, Kafka muss periodisch wiedergelesen werden, genauso wie Celan. Alle paar Jahre lese ich wieder einen der „großen” Romane des Thomas Mann (den Nabokov nicht ertragen konnte) …
VASILE LEAC
6. September 2017
Ich glaube, dass mich Thomas Mann auf die abscheulichste Weise beeinflusst hat, was ich erst mit der Zeit gemerkt habe; ein selbstverständlich schlechter Einfluss mit offenbarender Wirkung. Die
Blechtrommel war ein Vergnügen, jedoch kann ich es jetzt nicht noch einmal lesen. In der deutschen Literatur gibt es etwas Inhumanes, Mechanisches und Katastrophales, für mich Schmerzhaftes.
Der Mann ohne Eigenschaften hat mich komplett zerrissen. Meine Lieblingsmärchen sind die deutschen. Der infantile Gräuel macht richtig Spaß. Entschuldige, aber ich bin nicht die richtige Person, um über deutsche Literatur zu sprechen.
MIHAI DUȚESCU
12. Oktober 2017
Ich habe wenige deutsche Autoren gelesen. Abgesehen von den Auszügen aus Kant, Nietzsche und Heidegger habe ich Lyrik von Rilke und Trakl (zählt Celan auch?) gelesen, einiges aus Kafka, einen kurzen Roman von Hesse, einen von Thomas Mann und die Hälfte eines Buches, das mir Lavinia Branişte geschenkt hat. Die Autorin ist ungefähr in meinem Alter und ich weiß nicht mehr genau, wie ihr Name war. Ich meine Julia. (Julia Zeh – Anm.d.Red).
Weißt du, die meisten Menschen, die einen Architekten brauchen, so wie auch die meisten Studenten des Fachbereichs Architektur, haben leider überhaupt kein Interesse, Goethe zu lesen.
ELENA VLĂDĂREANU
17. November 2017
Ich beginne nicht mit
Faust, obwohl er vor zwanzig Jahren bei den exzentrischen Hippies im Teenager-Alter gut ankam. Was hätte cooler sein können, als Bücher, wie
Faust,
Ulysse oder
Die Brüder Karamasow?! Ich würde zu Beginn trotzdem nicht
Faust empfehlen, sondern
Die Leiden des jungen Werther, ein romantisches Buch, das Liebe und Tod beinhaltet. Darüber hinaus wurde dieses Werk eine Zeit lang von dem Mythos der Selbstmordwelle begleitet. Davon abgesehen ist es auch noch kurz.
Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass ich die deutsche Literatur zu wenig kenne. Ich meine, ich habe einige Klassiker und kontemporäre Klassiker gelesen, wie zum Beispiel Elfriede Jelinek. Das ist allerdings, verglichen zu dem, was ich aus dem Französischen oder Englischen gelesen habe, viel weniger. Keine Ahnung, warum. Darüber hinaus habe ich keine zwei Bücher vom selben Autor (ausgenommen Goethe, von ihm habe ich auch Faust gelesen) gelesen, was ich mir auch nicht erklären kann. Vielleicht konnte ich nicht mitschwingen, obwohl sich
Die Klavierspielerin, Die Blechtrommel, Schilf und Ansichten eines Clowns auf meiner persönlichen Liste von bildenden Büchern befinden. Die Lyrikanthologie mit Gedichten von Ernst Jandl, herausgegeben von Gabriel H. Decuble ist für mich wie eine Art Lehrwerk.