
Lubi Barre |@ Nico Scagliarini
Es ist ein Jahr vergangen seit Du zusammen mit Jonis Hartmann und Sascha Preiß die AHAB Lesungsreihe initiiert hast, und dadurch Hamburg in einen lebhafteren kulturellen Ort verwandelt hast, wo deutsche und ausländische Autoren vor einer Zuhörerschaft lesen können, die sich in ständiger Verwandlung befindet.
Wir hoffen behaupten zu können, dass AHAB die bereits bestehende Literaturszene in Hamburg bereichert hat. Wir erkannten eine Lücke, den Wunsch nach einer intimeren, einladenderen und mehrsprachigen Veranstaltungsreihe, im Rahmen derer wir sowohl aufstrebende Autoren als auch eine einzigartige Auswahl an Musikern vorstellen würden. Unser Format umfasst üblicherweise zwei Autoren und zwei Musiker, aber wir sind da durchaus auch flexibel, beispielsweise wenn wir eine Buchvorstellung planen. Unser Publikum: da sind viele neue, aber immer auch viele bekannte Gesichter. Insofern können wir jetzt schon sagen, dass AHAB einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Hast Du an das Publikum und seine Flexibilität gedacht, als Ihr das Format für die AHAB Lesungen festgelegt habt?
Uns war es wichtig, zwischen Autoren und Publikum einen Rapport zu schaffen; echte Verbindungen in einer intimen, gemütlichen Atmosphäre. Am glücklichsten macht es mich, wenn ich nach dem Ende einer Lesung durch den Raum blicke und Autoren und Zuhörer in angeregten Gesprächen vertieft beobachte. AHAB schafft eine Umgebung der Nähe, in der Konversation, Ideenaustausch und Kollaboration frei möglich sind.
Die AHAB Lesungsreihe lädt auch Musiker ein. Wie wählt Ihr die Autoren und Musiker aus und wie verbinden sich die beiden künstlerischen Sphären?
Wir suchen Autoren und Musiker aus, die uns begeistern, motivieren und inspirieren. Meine kreativen Einflüsse finde ich sowohl in der Musik als auch in der Literatur – eine Verbindung zu schaffen in der sich beide Seiten ausbalancieren und gegenseitig verstärken erscheint mir deshalb lohnenswert.
Bo Han (China), Tessa Scott (Neuseeland), Hugh James (Neuseeland), Elisa Albert (Deutschland), Linda Schyma (Deutschland), Wolfgang Denkel (Deutschland), Sven Heuchert (Deutschland), Melanie Khoshmashrab (Deutschland), Dincer Güçyeter (Deutschland), Johannes Witek (Deutschland) sind nur ein paar der Autoren, die zu einer AHAB Lesung eingeladen wurden. AHAB hat drei Veranstalter, jeder mit seinen eigenen Vorstellungen, Hintergründen und Vorlieben. Was hat sich verändert seit dem Debut der AHAB Lesungsreihe und welche waren die wichtigsten Herausforderungen am Anfang?
Jonis und Sascha wollten unabhängige Lesungen organisieren und glücklicherweise haben sie mich auch gefragt, ob ich an diesem Projekt teilhaben möchte. Wir haben das Privileg, der Szene in Hamburg damals wie heute bekannte als auch aufstrebende Literaten und Künstler vorstellen zu können. Geändert hat sich nur, dass sich inzwischen außer uns noch mehr Leute in die Idee verliebt haben und unsere Veranstaltungen deshalb immer erfolgreicher werden.
Bis jetzt haben alle Autoren ihre eigenen Übersetzungen ins Deutsche oder Englische angefertigt. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir kein Interesse an einer Kollaboration mit Übersetzern haben, so ist es nur bisher gelaufen. Während unserer Veranstaltungen treffen sich Übersetzer, Autoren und Verlage in einem lockeren Umfeld – da finden natürlich immer Kollaborationen statt.
Ist das deutsche Publikum daran interessiert, fremde Autoren zu lesen und ist das deutsche Verlagswesen, als weltweite Kraft, unterschiedlich von anderen europäischen Gebieten?
Als ich vor viereinhalb Jahren in Hamburg angekommen bin, war ich positiv überrascht von den vielen wöchentlichen Literaturveranstaltungen. Andererseits handelte es sich bei den Vortragenden jedoch meist um deutsche Autoren. Deswegen sind Veranstaltungsreihen wie AHAB und „Hafenlesung“ so wichtig. Mehrsprachigkeit ist ein Faktum, das die Welt verbindet. In unseren Veranstaltungen erleben wir das Interesse und den Hunger des deutschen Publikums nach internationalen Schriftstellern, die man hautnah erleben und lesen hören kann. Die Verlagswelt befriedigt dieses Interesse zumeist, indem sie internationale Bücher ins Deutsche übersetzt. Über die vielfältige und umfassende Auswahl der Verlage hinaus ist Deutschland ein Land, das reich an Literatur ist.
Du hast in verschiedenen Ländern studiert bevor Du Dich in Hamburg niedergelassen hast. Was hat Hamburg zu bieten und warum hat es sich in solch eine interessante Stadt zum leben und träumen verwandelt?
Bevor ich nach Hamburg gezogen bin, habe ich Freunde und Bekannte zu der Stadt befragt. Ich war überrascht von der Konsistenz ihrer Antworten, dass Hamburg ein großartiger Ort sei, voll von Kultur und Schönheit. Sie waren sich aber auch alle einig, dass der große Minuspunkt das Wetter sei. Meine Erfahrung ist, dass Hamburg eine interessante Stadt ist, groß genug um immer neue Leute kennenzulernen und Netzwerke zu nutzen, aber auch klein genug, um überall Freunden und Bekannten in die Arme zu laufen. Hamburg ist als Hafenstadt Menschen und Güter aus aller Welt gewohnt. Es ist weltoffen, eine Mischung aus Innovation und Tradition, und immer wieder für eine Überraschung gut.
Autorin: Andra Rotaru