Zum Teil, weil ich anfing, dich schon während meiner Schulzeit aufmerksam zu lesen. Aber hauptsächlich dank deines einzigartigen Stils und der Art, wie du mit der Sprache umgehst. Die Mehrheit der Dichter konstruieren ihre Gedichte aus Wörtern, welche im Alltag meist häufig anzutreffen sind. Bei dir ist es aber ganz anders. Mir scheint, als ob du manche Wörter anlockst (wilde Wörter, beispielsweise aus unterschiedlichen Jargons), sie dann in Gedichte einsperrst und poetisch kolonialisierst. Für jedes Wort suchst du dann jene Struktur, die beim Publikum den Eindruck erweckt, als betrachte es das Werk eines Illusionisten. Ich fragte mich, ob neben der gesamten Tradition der Lyrik dieser Art, mein Eindruck etwas mit der Tatsache zu tun hat, dass Ungarisch deine Muttersprache ist?
Andrei Dósa: Ich denke, dass die Wahl der Verben auch etwas mit den ungarischen Dichtern zu tun hat, insbesondere mit Attila József. Ich habe den Eindruck, dass ich zu Beginn ziemlich stark von ihm beeinflusst war. Mir schien, dass er die Welt durch Erschütterungen und Verflechtungen wiedergibt - und später, gegen Ende seines Lebens, durch Anstrengung und existenzielle Bemühungen. Wie in der letzten Szene der "Grünen Kobra" (der Film von Werner Herzog), obwohl die Analogie nicht bis ans Ende funktioniert, sondern nur im Sinne der gewaltigen Kraftanstrengung, um etwas in Bewegung zu setzen.
B.C.: Wann hast du denn Rumänisch gelernt? Und wann hast du angefangen, in rumänischer Sprache zu schreiben?
A.D.: Wenn ich mich recht erinnere, besuchte ich zuerst den ungarischen Kindergarten. Dann beschlossen meine Eltern, dass ich in einen Ganztagskindergarten muss. An die rumänischen Kollegen habe ich mich ziemlich schnell angepasst. An einem Nachmittag habe ich ihnen eine verworrene Geschichte erzählt, in der auch ein Löwe vorkam. Das rumänische Wort für Löwe war mir jedoch nicht bekannt, so dass ich ein erfundenes Zwitterwort benutzte: dem ungarischen Wort (oroszlán) fügte ich den bestimmten männlichen Artikel (der) hinzu. Ich gestikulierte wie ein Irrsinniger, doch konnte ich den Kindern nicht klar machen, wer dieser Oroszlán war.
Im Alter von zweiundzwanzig Jahren, erzählte mir meine damalige Freundin über einen Kurs für kreatives Schreiben, geleitet von den ehemaligen Masterschülern von Alexandru Muşina. Der Kurs wurde in rumänischer Sprache abgehalten, es wurde in Rumänisch geschrieben und ich schaltete wie im Traum auf die rumänische Sprache um. Wahrscheinlich war der Umstieg so sanft, weil ich ab der siebten Klasse anfing, mehr rumänische Bücher zu lesen. Aus diesem Grund hatte ich vermutlich dann auch keine weiteren Gewissenbisse wegen des Überganges zu einer anderen Sprache. Ich träumte und dachte ungarisch, doch auf einmal hob jemand die Zensur auf und sagte, es sei OK in jeglicher Sprache zu träumen und zu denken. Nun vermischen sich die Sprachen in meinem Kopf. Ausdrücke in Sprachen, die ich nicht spreche, welchen ich jedoch häufig in Filmen und Songs begegne, werden mit ungarischen, rumänischen und englischen Redewendungen ergänzt.
B.C.: Ich erinnere mich, wie ich anfangs die Syntagmen in deinen Gedichten von allen Seiten betrachtete. Oftmals konnte ich mich nicht entscheiden, ob sie mir gefallen oder nicht, es war aber egal, denn ihre Sonderbarkeit brachte so viele Nebenfragen hervor, als ob die Sonne um Mitternacht aufginge. Eine Zeit lang hegte ich den Verdacht, dass du das absichtlich machst, dass du diese Sonderbarkeit bewusst suchst, um dann allmählich zu begreifen, dass es einfach deine Art ist, die Wirklichkeit wiederzugeben. Irre ich mich vielleicht? Was bedeutet für dich die Lyrik? Warum schreibst du?
A.D.: Vielleicht ist es deep down die Angst, dass die Realität mächtiger ist als ich. Und das ist sie auch. Und letztendlich wird die Wirklichkeit so viel Chaos verursachen, an dem Punkt, an dem sich alle Wege und Optionen treffen und sperren, wird die Realität derart überwältigend werden, dass die Folge allein die Auflösung ins Nichts sein kann. Zumindest die Auflösung meiner physischen Hülle. Ein Künstler kann das jedoch nur schwer akzeptieren, in seiner Eitelkeit versucht er eigene Welten, Spielzeuge, Katharsis zu schaffen. Vielleicht liegt darin die Quelle der Sonderbarkeit.
Nachdem ich etwas schreibe, merke ich, dass ich eine Menge Links geöffnet, neue Dinge erfahren und neue Beziehungen entdeckt habe. Das Schreiben ist eine äußerst komplexe Art des Lernens, aber auch eine Möglichkeit, das Gelebte zu klären. Die Wiederholung eines Levels in einem Spiel, nur weil man den Eindruck hat, dass es noch eine unerforschte Passage oder einen unentdeckten Raum oder Innenhof gibt. Es gibt viele Dinge im Leben, die an mich vorbeifliegen und nur durch einen sensoriellen Filter erfasst werden können. Ich schreibe über sie, um sie auch durch die restlichen Filter passieren zu lassen, um sie zu vervollkommnen. Ich schreibe aber auch aus Angst, dass ich etwas Wesentliches verpassen könnte. Dieses Gemisch von merkwürdigen Anreizen veranlasst mich zu schreiben.

Andrei Dósa |@ Verlage Tractus Arte, Cartea Românească, Pandora M
Bogdan Coșa: Bei der erneuten Lektüre deines Debütbandes Când va veni ceea ce este desăvârșit (Wenn das Vollkommene eintreffen wird, Tractus Arte, 2011), hatte ich die Freude, großartige Gedichte, die ich vollkommen vergessen hatte, wiederzufinden. Ich stolperte aber auch auf Gedichte, die ich eher als „Versuche“ einstufen würde. Du selbst hast auch gesagt, dass du sie gar nicht in den Band aufnehmen wolltest. Du hast ziemlich lange den Moment des Debüts hinausgeschoben, das Manuskript ging durch mehrere Hände und genoss professionelle Lesungen. Ist das womöglich das Schicksal eines jeden Debütbandes?
Andrei Dósa: Die Meinungsverschiedenheiten mit Muşina haben den Feedbackprozess unterbrochen. Möglicherweise hätte ich von ihm noch eine Menge coole Anregungen erhalten können, doch damals zog er sein ganzes Wohlwollen zurück. Der Band erschien, ohne dass die endgültige Form (so wie sie von mir gedacht wurde) eine letzte aufmerksame Lesung seinerseits genoss. Der antikorporative Teil, welcher mir nun missfällt, hätte wahrscheinlich keine wesentlichen Änderungen erfahren, denn diese Vision war bis zu einem gewissen Grad von ihm angetrieben worden.
Jedes Debüt ist, meiner Meinung nach, einigermaßen von Naivität und Exzess geprägt. Die Qualität der Debütbänder ist womöglich schlechter geworden, angesichts der Tatsache, dass die Veröffentlichung eines Buches, dank der Entwicklung und Diversifizierung des Buchmarkts, immer einfacher wurde.
B.C.: Zurück zum Debütband. Da gibt es sehr viele Gedichte über die Mutter und/oder den Vater. Wären diese Instanzen auch in den nachfolgenden Bändern erschienen, hätte sich meine Frage wohl erübrigt. Ist es womöglich dadurch zu erklären, dass du in Kronstadt mit den Eltern lebtest und dann nach Bukarest umgezogen bist? Hast du irgendeinen Unterschied in deiner Art zu schreiben bemerkt?
A.D.: Ich bin tatsächlich ziemlich stark vom Umfeld geprägt. In jener Zeit war die Beziehung zu den Eltern eine meiner Besessenheit. Ich begriff nicht vollständig, was zwischen ihnen nicht gut lief, und ich warf ihnen den verängstigten und unsicheren Halberwachsenen, zu dem ich heranwuchs, vor. Ich beschuldigte insbesondere meinen Vater. Erst später sah ich ein, dass sie ihr Bestes getan hatten. Ich habe keinen Grund, ihnen etwas vorzuwerfen. Über sie habe ich auch weiterhin geschrieben, doch aus einer objektiveren, äquidistanten Perspektive, würde ich meinen. Wer weiß, vielleicht veröffentliche ich 2021 eine überarbeitete und ergänzte Ausgabe des Gedichtbandes aus dem Jahr 2011.
Als ich nach Bukarest umsiedelte, war ich gleich von dem Eklektizismus des Ortes, von den architektonischen Kuriositäten und der Straßenkunst fasziniert. Und das nur als Einstiegslevel. Ich empfand die Stadt als einen aggressiven und nervösen Raum und es dauerte eine Weile, bis ich mich akklimatisierte. In meinem Fall schließt der Prozess fast immer auch das Schreiben ein. Es ist eine Art Handicap. Ich frage mich, warum ich mich nicht einfach anpassen kann, ohne gleich zu realitätsfernen Methoden greifen zu müssen.
B.C.: Ich stellte dir diese Frage, denn dein zweiter Band, American Experience (Cartea Românească, 2013), der meiner Meinung nach einfach brillant ist, gerade über Entfernungen spricht: physische und mentale.
A.D.: Amerika war eine Art Übergangsritual. Die Abwesenheit jeder Gewissheit und das Bewusstsein, dass in einer problematischen Situation meine Eltern mir nicht helfen können, haben mir weitergeholfen. Es kamen ein paar solche Situationen dieser Art auf mich zu und, zu meiner Überraschung, bin ich damit relativ gut zurechtgekommen. Unbewusst wollte ich mich vollständig von ihrem Einfluss befreien. In meinem Fall fand diese Lösung relativ spät statt, womöglich auch wegen der starken Persönlichkeiten beider Elternteile. Es war gleichwohl ein kreativer Sprung. Den ersten Teil des Buches schrieb ich in einem automatischen Tempo.
B.C.: Nada (Der Köder, Pandora M, 2015) war ein abenteuerlicher Band; er wanderte von einem Verlag zum anderen, eine unendliche Geschichte. Ich muss dir gestehen, dass ich ihn anfangs als einen Schritt nach hinten empfunden habe, eher dem ersten Band ähnlich, mit schönen Stücken, aber auch mit schwächeren, undeutlichen Momenten. Ich fand ihn nicht unbedingt reif für die Veröffentlichung und das habe ich dir auch gestanden. Erst aus der Perspektive des neuen Buchs, adevăratul băiat de aur (Der echte goldene Junge), welches vor einigen Tagen im Verlagshaus Max Blecher erschien, hatte ich erstmals den Eindruck, dass ich es verstehe: es war ein Schritt zur Seite und nachdem ich Când va veni… (Wenn die Zeit kommen wird) und American Experience zu Ende hörte, zeigtest du uns, was sich auf der B-Seite der Kassette befand.
A.D.: Es war eine konfuse Zeit für mich. Ich zögerte die Sachen hinaus, ich hatte den Eindruck, dass ich nach der amerikanischen Anstrengung ein Recht auf Ruhe und Vergnügen habe. Nada (Der Köder) handelt von Jungen, die nicht unbedingt ins wahre Leben einsteigen wollen. Es ist keine angenehme Erfahrung, doch ich denke, dass sich Viele darin wiederfinden. Die Ablehnung des Erwachsenwerdens ist so eine coole Falle. Man kann darin bis im Alter von fünfzig Jahren, bis zur totalen Sterilität, festsitzen.
B.C.: Adevăratul băiat de aur (Der echte goldene Junge) ist munterer und fröhlicher. Ich sehe ihn als einen Neubeginn. Im Debütband war Bukarest die Stadt der Konzerne, welche verbrecherische und unschuldige Seelen verschlingen, die Atmosphäre war düster usw. Nun wird der gleiche Hintergrund humorvoll betrachtet, die Einstellung ist sichtlich entspannter und die menschliche Seele schwieriger zu unterwerfen. Was hat sich geändert? Woher stammt die neue Perspektive?
A.D.: Mir wurde bewusst, dass es eine falsche Perspektive war. Es ist leicht, sich gegen ein System zu sträuben, dem man angehört oder von dem man profitiert. Ich habe in einem Großunternehmen gearbeitet und mir schien, dass ich keine Zeit mehr für mich hatte. Ich war nicht unbedingt darauf bedacht, Lösungen zu finden. Ich begnügte mich damit, dem Kapitalismus ironisch und leicht gesträubt gegenüber zu stehen. Ich fühlte mich dazu verpflichtet, ihn zu kritisieren, weil er mir meine Seele raubte. Die Dinge sind jedoch nicht einfach schwarz oder weiß. Wenn man unreif und unerfahren ist, neigt man dazu, aufgelehnt zu sein, laut allerlei Ungerechtigkeiten zu verkünden, die gar nicht die Eigenen sind.

|@ Verlag Max Blechner
Bogdan Coșa: Du hast zwei der schönsten Romane übersetzt, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, und zwar Die Lerche von Dezső Kosztolányi und Die Tür von Magda Szabo. Wie kam es dazu? Wurdest du von einem Verlag angesprochen oder du hast die Titel vorgeschlagen und der Verlag war dann damit einverstanden? Welche Titel würdest du sonst noch übersetzen?
Andrei Dósa: Dorina Ivan arbeitete damals für den Verlag All. Sie fragte mich, ob ich für den Verlag übersetzen möchte. Ich sollte mir auch einige Titel überlegen.
In diesem Sommer werde ich Berlin-Hamlet von Szilárd Borbély, eine prächtige Gedichtsammlung, übersetzen.
Ich würde eine Liste aufstellen, beschränke mich jedoch nur auf einige Titel. Ich zähle sie auf Englisch auf, denn so sind sie möglicherweise zugänglicher für die Leser: Journey by Moonlight, Antal Szerb; Epepe, Ferenc Karinthy; School at the frontier, Géza Ottlik und die Liste könnte ich weiterführen.
B.C.: Du hast bereits Gedichte aus dem Ungarischen übersetzt. Gegenwärtige Dichter, junge Dichter sogar. Ist es wichtig, zu unseren Nachbarn Zugang „in Echtzeit” zu haben?
A.D.: Das wäre optimal, doch das gehört leider nicht zu den Prioritäten der rumänischen Verlagshäuser. Wahrlich kann man es den Verlagen auch nicht verübeln, dass sie auf die Verkaufszahlen blicken.
B.C.: Im Hinblick auf die „Pfropfung” der Dichtkunst. In Dem Köder verspürte ich zu einem gewissen Zeitpunkt den Einfluss von Alex Văsieș. Später war der Einfluss noch ausgeprägter in Dem echten goldenen Jungen. Könnte das sein? Ich weiß, dass du die Dichtungen deiner Dichterkollegen mit Interesse verfolgst.
A.D.: Ich denke, wir haben einen gemeinsamen Background und gemeinsame Interessen. Es ist wahr. Nachdem ich Fete din România (Mädchen aus Rumänien) gelesen habe, lebte ich zwei-drei Wochen unter dem Einfluss der Kürzel, des Rhythmus und des Vibes jener Gedichte. Ich habe auch versucht, einige Gedichte im gleichen Stil zu komponieren, doch zu jener Zeit war der goldene Junge bereits entworfen.
B.C.: Von den jungen Dichtern kannst du den Lesern einige Namen empfehlen?
A.D.: Ich mag Mihnea Bâlici. Und ich sehe noch, dass er sich nicht mit dem Debüt beeilt, was bereits frustrierend ist. Neulich hat auch Mircea Andrei Florea eine kurze online-PDF herausgegeben, die ich auch gut fand. Anfangs haben mir die Werke von Teona Galgoţiu wenig gefallen, doch sie entwickelte sich in wenigen Monaten sehr gut und die letzten Gedichte, die ich von ihr las, haben meine Meinung geändert. Keine Ahnung, ob sie noch schreibt. Sie sollte es tun. Mir scheint, dass sich ein neuer Trend herauskristallisiert. Leute, die schreiben wollen und von diesem Gebiet interessiert sind, werden immer zurückhaltender. Sie schicken nicht mehr ihre Produktionen, sondern fragen lediglich was sie lesen, mit wem sie sich für ein Feedback beraten sollen, doch alles bleibt nur hypothetisch.

Andrei Dósa |@ Foto von Cosmin Bumbuț
Bogdan Coșa: Nächstes Jahr ist Rumänien Ehrengast der Leipziger Buchmesse. Wärst du Entscheidungsträger, auf welche Autoren würdest du wetten? Mit Ausnahme der bereits ins Deutsche übersetzten Autoren. Welche rumänischen literarischen Stimmen der Gegenwart sollten sich hören lassen?
Andrei Dósa: Angesichts der Vorlieben der Deutschen, würde ich auf Dmitri Miticov, Iulia Militaru, Alex Văsieş, Sorin Gherguţ, Vlad Moldovan und Gabi Eftimie setzen. Was die Prosa betrifft, weiß ich nicht, was ihnen gefallen würde. Soweit ich mitbekommen habe, findet das dortige Publikum Gefallen an Geschichten über die Sachsen aus Rumänien, also am harten Realismus. Adi Schiop würde womöglich einen gewissen Erfolg mit den Soldaten haben, ich kann es nicht so genau beurteilen.
B.C.: Wie steht es mit dir? Welche deutschen Autoren würdest du gerne hören, solltest du eingeladen werden?
A.D.: Uljana Wolf, Durs Grünbein, ein sehr guter Dichter, den ich mittels einer ungarischen Übersetzung entdeckt habe.
B.C.: Soviel ich weiß, hast du Deutsch in der Schule gelernt. Wie kommst du damit aus? Liest du in deutscher Sprache?
A.D.: Ich verstehe Fetzen aus Gesprächen, bin jedoch nicht imstande, mich zu unterhalten. Ich lese manchmal, ausschließlich Gedichte. Selbstverständlich, mit dem Wörterbuch in der Hand.
B.C.: Du leitest (zusammen mit Radu Nițescu) einen Workshop über kreatives Schreiben. Stell dir vor, du müsstest einen Weg aus der Gegenwart bis hin zu Goethe ins XVIII. Jahrhundert aufzeichnen und diesen Weg dann deinen Kursteilnehmern erklären. Welche deutschsprachigen Autoren haben dich beeinflusst, welche hast du mit Vergnügen gelesen oder, ganz im Gegenteil, welche hast du verpasst und würdest gerne im Original lesen?
A.D.: In umgekehrter zeitlicher Folge würde ich mit etwas Light beginnen: Thomas Brussig, Sonnenalle, gefolgt von Heinrich Bölls Ansichten eines Clowns, Heinrich Manns Blauem Engel. Dazu noch ein Hauch von Lyrik von Gottfried Benn und Georg Trakl. Meisterwerke würde ich noch meiden, denn meine Schüler sind erst Neuntklässler. Ich kann ihnen wohl nicht von vornherein das Binom des Bösen empfehlen: Faust-Doktor Faustus. Wahrscheinlich würde ich ihnen die Leiden des jungen Werthers empfehlen. Es ist ein bekömmlicheres Werk von Goethe.
B.C.: Was ist deine einzige Botschaft und Anregung an die jungen Schriftsteller, die dich lesen? Was hättest du gerne vor deinem Debüt gewusst?
A.D.: Keine Ahnung. Ich erkenne sehr viele Dichter mit den gleichen Interessengebieten wie ich. Sie äußern sich jedoch auf eine andere Art und Weise. Eine Botschaft könnte sein: lasst uns alles was wir wissen in eine Datencloud hochladen, alles teilen und dann mal sehen, was da rauskommt.
B.C.: Zum Schluss: Was für literarische Pläne hast du für die Zukunft? Was folgt nach dem echten goldenen Jungen?
A.D.: Ich würde ganz gerne etwas Lustiges und Erhabenes schreiben. Oder Anti-Utopien kondensiert in Prosa-Gedichten.
Übersetzung: Astrid Stroe