
Navid Kermani |© C.H.Beck; Dietmar Telser |© Styria Premium Verlag; Iris Lemanczyk |© Horleman Verlag
Mit der Ankunft von Millionen von Flüchtlingen sieht sich Europa vor neue Bedrohungen und Herausforderungen gestellt. Von manchen willkommen geheißen, betrachten viele die Migranten als Menschen, die keiner eingeladen hat, die aber trotzdem kommen.
Fremdenfeindlichkeit breitet sich mit alarmierender Geschwindigkeit auf dem alten Kontinent aus und nicht wenige sehnen sich zurück in eine Welt bewachter Grenzen und eingezäunter Länder. Kaum ein Thema wird momentan so heiß diskutiert und von Autoren und Journalisten gleichermaßen eindringlich dokumentiert. Wir stellen heute drei Bücher aus der Bibliothek des Goethe-Instituts vor, die das Thema der Flüchtlingskrise aufgreifen.
Einbruch der Wirklichkeit von Navid Kermani(C.H.Beck- Verlag) -preisgekrönter Schriftsteller und einer der wichtigsten Kommentatoren unserer Zeit - ist eine Reportage über die von ihm unternommene Reise auf dem Balkan. Der Autor verfolgt den Flüchtlingstreck in umgekehrter Richtung, von Budapest nach Izmir über Lesbos, denen entgegen, die nach Europa wollen. Auf seiner Reise wird er von dem Fotoreporter Moises Saman begleitet. In einem sachlich nüchternen Stil schildert Kermani verzweifelte Flüchtlingsschicksale, ohne den Blick von den Bizarrerien dieser Flucht abzuwenden. Somit gelingt es ihm, Empathie und Ernüchterung gleichermaßen glaubwürdig zum Ausdruck zu bringen.
Ähnlich geht der Journalist Dietmar Telser in seinem Buch
Der Zaun. Wo Europa an seine Grenzen stößt (Styria Premium Verlag) vor. Gemeinsam mit Bildjournalist Benjamin Stöß ist er drei Monate lang entlang der Grenzen Europas gereist und zeigt in seinem Buch auf, warum Zäune und Grenzen Menschen nicht aufhalten können. Die Reise beginnt im Juli 2014 in Bulgarien, wo einst der Eiserne Vorhang den Osten vom Westen trennte. Tesler's Unterfangen ist ein Versuch, zu verstehen, was Menschen dazu bewegt, sich in Gummiboote zu setzen und ihr Leben auf hoher See zu riskieren - alles für eine ungewisse und zweifelhafte Zukunft.
Ins Paradies von Iris Lemanczyk (Horlemann Verlag) ist ein Jugendroman, der die Fluchtgeschichte des jungen Adnan nach Europa schildert. Der 13-jährige Tunesier begibt sich auf eine lebensgefährliche Fahrt mit dem Boot nach Lampedusa, um von dort aus nach Frankreich, ins vermeintliche Paradies, zu fahren. Doch die Reise verläuft nicht wie geplant. Nach einer langen Irrefahrt erreicht er schließlich Deutschland, wo ein neues Leben für ihn beginnt. Alle Stationen der Flucht werden detailliert beschrieben, so dass der Leser den Eindruck bekommt, alles hautnah zu erleben. Ein Buch, das sich ganz gut für den Deutsch-Unterricht eignet.