
© Leipziger Buchmesse
Die Spannung steigt: Aus 365 eingereichten Werken hat die Jury des Preises der Leipziger Buchmesse 2017 unter der Leitung von Kristina Maidt-Zinke 15 preisverdächtige Bücher in den Kategorien Belletristik, Übersetzung und Sachbuch/Essayistik ausgewählt. Jeweils fünf Nominierte gehen pro Kategorie ins Rennen um eine der renommiertesten Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse wird am 23. März zum 13. Mal vergeben.
Nominierte in der Kategorie Belletristik

© Wallstein Verlag | Foto: Frederic Meyer
Lukas Bärfuss: „Hagard“ (Wallstein Verlag)
Ein Mann, eben stand er noch am Eingang eines Warenhauses, folgt aus einer Laune heraus einer Frau. Er kennt sie nicht, sieht sie auch nur von hinten - und macht es sich zur spielerischen Aufgabe, sie in der Menge nicht zu verlieren. In einer knappen Stunde hat Philip ohnehin einen Termin. Aber schon fragt er sich, ob der nicht auch zu verschieben wäre, bis zur Abendverabredung bliebe ja noch etwas Zeit… In Hagard folgt Lukas Bärfuss einem Verfolger. Etwas unbestimmt Bedrohliches liegt dabei in der Luft, und die Spannung und Getriebenheit Philips überträgt sich über die dichte Schilderung auch auf den Leser.
Lukas Bärfuss, 1971 geboren, lebt und arbeitet in Zürich. Er schreibt Romane (z.B. Hundert Tage, 2008 und Koala, 2014, beide Wallstein) und Theaterstücke (u.a. Malaga, 2010, Zwanzigtausend Seiten, 2012), die weltweit gespielt werden. Seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Berliner Literaturpreis 2013 und dem Schweizer Buchpreis 2014. Vor zwei Jahren erschien der Essayband Stil und Moral (Wallstein).

© Klett-Cotta | Foto: Juergen_Bauer
Brigitte Kronauer: „Der Scheik von Aachen“ (Klett-Cotta)
Für Mario setzt Anita alles auf eine Karte: Sie gibt ihren Job in Zürich auf und zieht zurück in ihre Heimatstadt Aachen. Dort wohnt auch ihre Tante Emmi, der sie sich sehr verbunden fühlt, die allerdings die Beziehung zu Mario skeptisch betrachtet. Der Antiquitätenhändler Marzahn dagegen, bei dem Anita eine Anstellung findet, ist von Anitas schwärmerischer Liebe fasziniert. Besessen versucht er, ihr die Liebe in all ihren Schattierungen zu erklären. Auch die Geschichten, die Anita in Anlehnung an Wilhelm Hauffs Zyklus "Der Scheik von Alessandria und seine Sklaven" ihrer Tante zu deren Zerstreuung erzählt, kreisen um dasselbe Thema.
Brigitte Kronauer, 1940 in Essen geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Hamburg. Sie erhielt zahlreiche Literaturpreise, u. a. 2005 den Georg-Büchner-Preis und 2011 den Jean-Paul-Preis. Zu ihrem umfangreichen Werk zählen u.a. die Romane Teufelsbrück (2000), Verlangen nach Musik und Gebirge (2004) und Gewäsch und Gewimmel (2013), die alle bei Klett-Cotta erschienen sind.

© Kookbooks | Foto: Wikipedia
Steffen Popp: „118“
Das Periodensystem der Elemente weist 118 bekannte chemische Elemente aus. Dieser strengen Ordnung steht eine Vielfalt von Gegenständen und Lebewesen, Phänomenen und Prozessen gegenüber. Ziel und Spiel von Steffen Popps neuem Buch ist, eine Auswahl dieser Gegenstände und Phänomene poetisch zu fassen – von Salz bis Esprit, von Monster bis Flaum, von Parallelerde bis Zeug. Auf diese Weise entstehen hinreißende kleine Tableaus, frech, witzig und originell, klangvoll und rhythmisch arrangiert, die aus dem chemischen gleichsam ein poetisches Periodensystem bilden.
Steffen Popp, geboren 1978 in Greifswald, studierte Philosophie und Germanistik. Bei kookbooks erschienen seine Gedichtbände Wie Alpen (2006), Kolonie Zur Sonne (2008) und Dickicht mit Reden und Augen (2013) sowie der Roman Ohrenberg oder der Weg dorthin (2006), der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Peter Huchel-Preis 2014 und den Mondseer Lyrikpreis 2015.

© S. Fischer Verlag | Foto: Wikipedia
Anne Weber: „Kirio“ (S. Fischer)
Kirio muss man einfach verfallen: Er läuft gern auf den Händen und stellt auch sonst alles auf den Kopf. Er spielt Flöte und redet mit Steinen und Fledermäusen ebenso selbstverständlich wie mit Menschen. Er nimmt alles für bare Münze, bis auf die bare Münze selbst. Er vollbringt Wunder über Wunder und merkt es nicht. Anne Webers neuer Roman ist ein poetischer Grenzgang zwischen Himmel und Erde, eine zauber- und rätselhafte Geschichte, witzig, intelligent und anspielungsreich, die in der experimentellen Tradition der Moderne steht.
Anne Weber lebt als Autorin und Übersetzerin in Paris. Ihre Bücher, die sie auf Deutsch und Französisch schreibt, erscheinen stets in beiden Ländern. Sie übersetzt sowohl aus dem Deutschen ins Französische (u.a. Wilhelm Genazino), als auch vice versa (u.a. Pierre Michon). Zuletzt erschien von ihr Ahnen (2015). Ihr Werk wurde u.a. mit dem Kranichsteiner Literaturpreis und dem Johann-Heinrich-Voß-Preis ausgezeichnet

© Rowohlt Verlag | Foto: Wikipedia
Natascha Wodin: „Sie kam aus Mariupol“ (Rowohlt)
Natascha Wodin erzählt die Geschichte ihrer Mutter, die aus der ukrainischen Hafenstadt Mariupol stammte und in die Fänge zweier Diktaturen geriet: Als junge Frau erlebt sie den Untergang ihrer Adelsfamilie im stalinistischen Terror, wird 1944 von den Nazis als „Ostarbeiterin“ nach Deutschland verschleppt, überlebt die Zwangsarbeit und zerbricht daran.Nach intensiven Recherchen zeigt Natascha Wodin in ihrem Buch über ihre Mutter historisch aufschlussreich, fesselnd und plastisch, wie das Zeitgeschehen in das Leben einzelner eingreift und bringt dem Leser ein Schicksal nahe, das beispielhaft für Millionen andere stehen kann.
Natascha Wodin, 1945 in Fürth geboren, ist seit 1981 freie Schriftstellerin und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt für Sie kam aus Mariupol mit dem Alfred-Döblin-Preis 2015. In ihren Werken setzt Natascha Wodin sich vor allem mit dem Thema der Entwurzelung, Fremdheit und Ortlosigkeit auseinander. Zuletzt erschienen sind Nachtgeschwister (Kunstmann, 2009) und Alter, fremdes Land (Jung und Jung, 2014)
Nominierte in der Kategorie Sachbuch/Essayistik
Leonhard Horowski: „Das Europa der Könige“ (Rowohlt)
Klaus Reichert: „Wolkendienst“ (S. Fischer)
Jörg Später: „Siegfried Kracauer“ (Suhrkamp)
Barbara Stollberg-Rilinger: „Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit” (C.H.Beck)
Volker Weiß: „Die autoritäre Revolte“ (Klett-Cotta)
Nominierte in der Kategorie Übersetzung
Holger Fock, Sabine Müller: übersetzten aus dem Französischen „Kompass" von Mathias Énard (Hanser Berlin)
Gregor Hens: übersetzte aus dem Englischen „Shark“ von Will Self (Hoffmann und Campe)
Gabriele Leupold: übersetzte aus dem Russischen „Die Baugrube“ von Andrej Platonow (Suhrkamp)
Eva Lüdi Kong: übersetzte aus dem Chinesischen „Die Reise in den Westen“ (Reclam)
Petra Strien: übersetzte aus dem Spanischen „Die Irrfahrten von Persiles und Sigismunda“ von Miguel de Cervantes (Die Andere Bibliothek)