
© KIWI
Aus verschiedenen Gründen wäre ich bis jetzt der Meinung gewesen, der ungeeignetste Autor zu sein, um einen Krimi zu rezensieren, der im gastronomischen Bereich spielt und dessen Hauptprotagonist ein Koch ist.
Von Valentin Hermann Munteanu
Krimis langweilen mich, ich esse mehr Fast als Slow Food und alle meine Kochversuche enden in Stichflammen und Aschehäufchen. Nicht die besten Voraussetzungen, um über einen kulinarischen Krimi zu schreiben. Aber
Tödliche Oliven. Ein kulinarischer Krimi Xavier Kieffer ermittelt von Tom Hillenbrand ist kein gewöhnlicher Krimi, sondern ein kleines Juwel der Sprachkunst, das sowohl mit einer faszinierenden Geschichte als auch mit schillernden Charakteren zu punkten vermag.
Xavier Kieffer bereitet sich auf den alljährlichen Ausflug mit seinem Jugendfreund, dem Wein- und Ölhändler Alessandro Colao, vor. Geplant sind einige entspannte Tage in der Toskana, um den Vorrat an Wein- und Olivenöl aufzufüllen und alle Restaurants im Umkreis zu testen. Als dieser jedoch einige Tage vorher ohne Xavier aufbricht und weder ihm noch der eigenen Frau Bescheid sagt, steht die Situation Kopf. Kieffer stellt Nachforschungen an, folgt seinem Freund zu dessen Ölmühle findet ihn dort allerdings nicht, sondern nur einen Tank voll von ominösen Olivenöl unbekannten Ursprungs. Bei weiteren Nachforschungen gerät er ins Netz der Ölmafia und nicht nur das Leben seines Freundes steht auf des Messers Schneide.
Wahrscheinlich braucht es einen Autor wie Tom Hillenbrand, um den Betrug mit Olivenöl, ein sonst doch eher „trockenes“ Thema, spannend darzustellen. Das Resultat ist bemerkenswert, wozu in erster Linie die charmanten Charaktere beitragen. Mit Xavier Kieffer, dem etwas breiteren und immer nach der nächsten Zigarette greifendem Koch, ist Tom Hillenbrand ein Romanheld gelungen, der während er unnachgiebig nach seinem verschwundenen Freund sucht, den Leser sowohl menschlich zu rühren vermag, als auch bei seiner Suche, welche Größtenteils in Italien und Luxemburg stattfindet, auf witzige und interessante Art Informationen über Olivenöl und unzählige Gerichte preisgibt. Unterstützt wird er bei seinen Ermittlungen unter anderem von seiner Freundin Valerie, der luxemburgischen Polizistin Lobato und Ulisse di Pietro, dem roten Odysseus, meiner persönlichen Lieblingsfigur.
Abschließend möchte ich nur sagen, dass ich zumindest meine Einstellung zu Krimis revidieren muss. Tödliche Oliven habe ich mit Vergnügen gelesen und werde mich auch die anderen kulinarischen Krimis von Hillenbrand lesen. Und vielleicht, aber nur vielleicht werde auch ich, nachdem ich nun um gefühlt fünftausend französische Bezeichnungen für verschiedene Gerichte schlauer bin und beurteilen kann, auch mal wieder kochen.