
© Daniel Lieske
Bei der Wormworld Saga handelt es sich um einen Comic bzw. eine Graphic Novel des deutschen Zeichners Daniel Lieske, „einem der weltweit meistgelesensten und zugleich unbekanntesten deutschen Comiczeichner“ (Frankfurter Rundschau).
Dieser scheinbare Widerspruch ist dadurch zu erklären, dass Daniel Lieske nicht über einen großen Verlag, sondern über das Internet bekannt geworden ist. Im Dezember 2010 veröffentlichte er das erste Kapitel seiner Comic-Saga, welches (wie auch alle weiteren 8 Kapitel) kostenlos im Internet gelesen werden kann. Dieses großzügige, aber auch gewagte Experiment schien aufzugehen, seit 2011 arbeitet Lieske nur noch als Zeichner. Einnahmen erzielt er nämlich durch den Verkauf von „Extras“, beispielsweise handsignierte Drucke, Vorzeichnungen oder Arbeitsberichte. Außerdem sind die ersten drei Kapitel der "Wormworld Saga" nun auch im Buchformat erhältlich. Mittlerweile bedient Daniel Lieske mehr als 1,6 Millionen Leser, die ihn freundschaftlich und treu durch seinen Schaffensprozess begleiten. Das Erstaunliche ist dabei die freiwillige, unentgeltliche Beteiligung. Treue Fans haben den Comic mittlerweile in 19 Sprachen übersetzt, darunter Chinesisch, Russisch, Hindi, Koreanisch oder Rumänisch.
Die unendliche Leinwand
Das Comic-Reich Lieskes gleicht einem Universum von Ideen, voll mit fantastischen Elementen, inmitten einer sonderbaren Fantasy-Flora und –Fauna, die grafisch durch ihre satte Farben und feinen Kontraste besticht. Vergleichbar mit einer niemals endenden Schriftrolle bekommt man die Kapitel der Geschichte zusammenhängend „am Stück“ präsentiert. Man wähnt sich fast in einem Film, so fließend sind die Übergänge, so irre die virtuellen Kamerafahrten, so einnehmend und mächtig präsentieren sich einem die Bilder. Das Lesen und Eintauchen in die Geschichte wird zu einem besonderen Erlebnis, durch die ununterbrochenen Seitenwechsel gibt es keine Schranken im Lesefluss, keinen natürlichen Ausstiegspunkt durch die Technologie, kein Klicken, keine Ladezeit. „Wenn jemand ein Kapitel der Wormworld Saga abbricht, dann kann es eigentlich nur an der Geschichte liegen aber niemals an der Technik.“ stellt Lieske schmunzelnd fest. Auf alle Fälle ein sehr frisches, neuartiges Format für alle Comic-Liebhaber und die, die es noch werden wollen.
Ein kleiner Held, eine große Geschichte
Der Protagonist der Comic-Saga heißt Jonas. Er ist ein kleiner Junge, der recht unscheinbar wirkt und vor allem durch seine ständige Träumerei auffällt. Deshalb will es auch in der Schule nicht so recht laufen, ständig muss seine Lehrerin ihn aus seinen lebendigen Tagträumen rufen, statt Matheaufgaben zu lösen, kritzelt er lieber bunte Fantasiewelten in sein Heft. Endlich brechen die Schulferien an und Jonas strotzt vor Freude und Lebenslust. Auch diesmal wird er den ganzen Sommer bei seiner geliebten Oma auf dem Land verbringen können. Die endlosen Wälder und sein geheimes Dachbodenversteck bilden die ideale Spielwiese für den Jungen. Als er sich eines Tages auf dem Dachboden eine Fantasiefigur ausdenkt und sie aufs Papier bringt, wird die Zeichnung auf einmal lebendig. Er folgt ihr und sie führt in zu einem mystischen Bild, durch welches man scheinbar hindurchgehen kann. Ein Portal zu einer geheimnisvollen Welt? Jonas kann der Versuchung nicht widerstehen, steigt durch das Bild und findet sich in einer vollkommen fremdartigen Umgebung wieder, berauschend und verstörend zugleich liegt sie vor ihm, die sagenhafte Wurmwelt. Ganz auf sich allein gestellt und ohne die Möglichkeit einer Rückkehr macht sich Jonas auf den Weg ins Ungewisse und das Abenteuer beginnt.
Autor: Levin Christopher Stein