
Eugen Ruge: Follower (Ausschnitt)| © Rowohlt / GettyImages
Das Merriam Webster Dictionary beschreibt einen
Follower entweder als jemanden, der eine bestimmte Person, Gruppe oder Religion unterstütze und bewundere oder als jemand, der das tue, was ihm andere sagen würden.
Für Nio Schulz, den Protagonisten des von Eugen Ruge im Herbst 2016 veröffentlichten Roman
Follower, erweisen sich beide Definitionen als zutreffend.
Der 35 jährige Mann, dessen Name an den Helden der Matrix Trilogie erinnert, lebt in einer Dystopie, die Welt des Jahres 2055. Er arbeitet bei einem Konzern, für welchen er in China seine neueste Idee,
Bare foot Running, vorstellt, verwendet technische Gadgets, die Datenbrille
Glass, die ihn mit Meinungen, Posts, Hashtags und Newstickern überflutet und spricht eine Sprache, in der die Genderschranken endgültig verwischt worden sind und die Gespräche durch einen Code der Political-Correctness beherrscht werden. Traditionale Werte- und Rollenbilder greifen nicht mehr. Der Protagonist findet sich als
Follower, als Mitläufer in einer modernisierten, digitalen Gesellschaft wieder, und sieht sich mit der Frage konfrontiert Schritt zu halten oder in die alternative, die reale Welt zurückzufallen.
Der Schriftsteller Eugen Ruge erregte zuletzt 2011 mit seinem Buch „In Zeiten des abnehmenden Lichtes“, für welches er den deutschen Buchpreis bekam, Aufsehen. Seiner früheren Tätigkeit als Mitarbeiter am Zentralinstitut für Geophysik ist wohl der einzigartige Blickwinkel zu verdanken, mit welchem er das Szenario seines Romans und die in ihm verwendete Technik betrachtet. Das Ergebnis ist, das nach Aussage des NDR Kultur „wohl ungewöhnlichste Buch in diesem Herbst.“
Geschrieben von
Valentin Hermann Munteanu