Um das 100-jährige DADA-Jubiläum zu feiern, werden wir euch jede Woche je ein repräsentatives Gedicht und dessen Autor vorstellen. Zu Beginn der Serie das Lautgedicht "Karawane (Zug der Elefanten)", einer der ersten 1916 im Cabaret Voltaire vorgetragenen Texte.
Karawane
jolifanto bambla ô falli bambla
grossiga m'pfa habla horem
égiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung
blago bung
bosso fataka
ü üü ü
schampa wulla wussa ólobo
hej tatta gôrem
eschige zunbada
wulubu ssubudu uluw ssubudu
tumba ba- umf
kusagauma ba- umf
Hugo Ball gründete im Februar 1916 zusammen mit Hans Arp, Tristan Tzara und Marcel Janco in Zürich das Cabaret Voltaire, wo er im Juni zum ersten Mal eines seine Lautgedichte vortrug und welches als „Wiege des Dadaismus“ bezeichnet wird.
Am 23.6.1916 schreibt Hugo Ball in sein Tagebuch:
„[...] Die ersten dieser Verse habe ich heute abend vorgelesen. Ich hatte mir dazu ein eigenes Kostüm konstruiert. Meine Beine standen in einem Säulenrund aus blauglänzendem Karton, der mir schlank bis zur Hüfte reichte, so dass ich bis dahin wie ein Obelisk aussah. Darüber trug ich einen riesigen, aus Pappe geschnittenen Mantelkragen, der innen mit Scharlach und außen mit Gold beklebt, am Halse derart zusammengehalten war, dass ich ihn durch ein Heben und Senken der Ellbogen flügelartig bewegen konnte. Dazu einen zylinderartigen, hohen, weiß und blau gestreiften Schamanenhut. Ich hatte an allen drei Seiten des Podiums gegen das Publikum Notenständer errichtet und stellte darauf mein mit Rotstift gemaltes Manuskript, bald am einen, bald am andern Notenständer zelebrierend. [...] Also ließ ich mich, da ich als Säule nicht gehen konnte, in der Verfinsterung auf das Podest tragen und begann langsam und feierlich: [...] Ich hatte jetzt rechts am Notenständer Labadas Gesang an die Wolken und links die Elefantenkarawane absolviert und wandte mich wieder zur mittleren Staffelei, fleißig mit den Flügeln schlagend. Die schweren Vokalreihen und der schleppende Rhythmus der Elefanten hatten mir eben noch eine letzte Steigerung erlaubt. Wie sollte ichs aber zu Ende führen? [...] Ich weiß nicht, was mir diese Musik eingab, aber ich begann meine Vokalreihen rezitativartig im Kirchenstile zu singen und versuchte es, nicht nur ernst zu bleiben, sondern mir auch den Ernst zu erzwingen. [...] Da erlosch, wie ich es bestellt hatte, das elektrische Licht, und ich wurde vom Podium herab schweißbedeckt als ein magischer Bischof in die Versenkung getragen. .”
Hugo Ball (1886-1927) zog sich schon bald wieder aus dem Kreis der aktiven Dadaisten zurück und arbeitete von 1917 bis 1919 als Mitarbeiter, schließlich als Verlagsleiter der Freien Zeitung, für die er politische Tageskommentare und kritische Beiträge verfasste, auch unter dem Einfluss von Bakunin. Nach dem Konkurs des Verlags verlor er das Interesse an der politischen Aktion. Er befreundete sich mit dem als Schriftsteller tätigen Studentenpfarrer Paul de Mathies an. Im Sommer 1920 kam es zu Balls erneuter Hinwendung (Reversion) zum Katholizismus.[6] Hier schloss er sich dezidiert strenggläubigen Kreisen an und studierte u. a. die alten Mystiker. Vortragsreisen führten ihn durch Deutschland und die Schweiz.
Nach seiner Heirat am 21. Februar 1920 mit Emmy Hennings wohnte Ball, unterbrochen von einem Italien-Aufenthalt in Rom und bei Salerno von Herbst 1924 bis Frühjahr 1926, in dem kleinen Dorf Agnuzzo unterhalb von Montagnola im Kanton Tessin und ab 1926 in der Casa Schori in Sorengo.

Ab 1924 beschäftigte er sich vermehrt mit katholischen Themen und schrieb für die katholische Zeitschrift Hochland über katholische Theologie. Seit seinem Umzug ins Tessin verband ihn eine enge Freundschaft mit Hermann Hesse, dessen Biografie er von Anfang Oktober 1926 bis Anfang März 1927 schrieb und die im Juni 1927 bei S. Fischer erschien.
Ball starb am 14. September 1927 an einem Magenkarzinom und wurde auf dem Friedhof Sant’Abbondio in Gentilino beigesetzt, auf dem auch seine Frau Emmy – sie starb 1948 – und Hermann Hesse begraben sind.
Foto: Todesanzeige in De Stijl, herausgegeben von Theo van Doesburg