
Dienstag, 14. Juli 2015
Making-of #9
Making-of Michael “Monty” May
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Michael “Monty” May: "Dieses Bild entstand im August 2012 am Rande eines 24-Stunden Schwimmens für einen sozialen Zweck. Als ich schon im Begriff war unser Freibad zu verlassen, fiel mir ein kleiner Junge auf. Außer, dass er ziemlich komisch mit seiner Chlorbrille aussah, hatte er offensichtlich sehr viel Spaß auf der großen Wasserrutsche.
Er war mit Sicherheit ein unerschrockener Bursche, der überhaupt nicht schwimmen konnte, sich aber todesmutig auf der Rutsche nach unten bewegte, wo sein Vater ihn schon erwartete, um ihn aus dem Becken zu fischen und sicher zur Badeleiter zu geleiten, weil das Wasser für ihn dort viel zu tief war.
Sobald er das Becken verließ, raste er sofort wieder zum Aufgang der Wasserrutsche zurück, um sich in der Schlange anzustellen, während sein armer Vater als Lebensretter ohne Sichtkontakt zu seinem Lendenspross am Ende der Rutsche immer auf dem Sprung sein musste. So wiederholte sich das Schauspiel im zweiminütigen Rhythmus und der kleine Mann raste talwärts, tauchte vollständig ab, schluckte Wasser, wurde gerettet und war auch nach gefühlten 20 Runden nicht müde zu kriegen.
Der Veranstalter des Events hatte zwischen Becken und Wasserrutsche als Sonnenschutz einen riesigen Fallschirm aufgespannt, der durch seine Bauweise einige Lichtspots und sehr schöne kurvige Schattenlinien erzeugte.
In so einem Lichtspot wollte ich den kleinen Renner erwischen und ich habe wirklich drei Durchgänge mit der Motorkamera gebraucht, bis ich meinen richtigen Standort ermittelt, er auf dem richtigen Kurs zur Rutsche zurücklief und ich den entscheidenden Augenblick mit der Kamera festhalten konnte. Perfekt!
Das Bild zeigt nicht die ganze Geschichte - dazu müsste man einen Film drehen - sondern nur einen kleinen Ausschnitt, aber einen Augenblick, der die Fantasie des Betrachters herausfordert."
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Michael “Monty” May: "Dieses Bild entstand im August 2012 am Rande eines 24-Stunden Schwimmens für einen sozialen Zweck. Als ich schon im Begriff war unser Freibad zu verlassen, fiel mir ein kleiner Junge auf. Außer, dass er ziemlich komisch mit seiner Chlorbrille aussah, hatte er offensichtlich sehr viel Spaß auf der großen Wasserrutsche.
Er war mit Sicherheit ein unerschrockener Bursche, der überhaupt nicht schwimmen konnte, sich aber todesmutig auf der Rutsche nach unten bewegte, wo sein Vater ihn schon erwartete, um ihn aus dem Becken zu fischen und sicher zur Badeleiter zu geleiten, weil das Wasser für ihn dort viel zu tief war.
Sobald er das Becken verließ, raste er sofort wieder zum Aufgang der Wasserrutsche zurück, um sich in der Schlange anzustellen, während sein armer Vater als Lebensretter ohne Sichtkontakt zu seinem Lendenspross am Ende der Rutsche immer auf dem Sprung sein musste. So wiederholte sich das Schauspiel im zweiminütigen Rhythmus und der kleine Mann raste talwärts, tauchte vollständig ab, schluckte Wasser, wurde gerettet und war auch nach gefühlten 20 Runden nicht müde zu kriegen.
Der Veranstalter des Events hatte zwischen Becken und Wasserrutsche als Sonnenschutz einen riesigen Fallschirm aufgespannt, der durch seine Bauweise einige Lichtspots und sehr schöne kurvige Schattenlinien erzeugte.
In so einem Lichtspot wollte ich den kleinen Renner erwischen und ich habe wirklich drei Durchgänge mit der Motorkamera gebraucht, bis ich meinen richtigen Standort ermittelt, er auf dem richtigen Kurs zur Rutsche zurücklief und ich den entscheidenden Augenblick mit der Kamera festhalten konnte. Perfekt!
Das Bild zeigt nicht die ganze Geschichte - dazu müsste man einen Film drehen - sondern nur einen kleinen Ausschnitt, aber einen Augenblick, der die Fantasie des Betrachters herausfordert."
Dienstag, 30. Juni 2015
Making-of #8
Making-of Giorgio Scalici
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Giorgio Scalici: "Mein Bruder ist Musiker. Er spielt Schlagzeug bei den “Screaming Guns”. An jenem Abend war ich bei einem ihrer Konzerte in einem winzigen aber netten Lokal in Palermo, il Roxanne. Ich konzentriere mich auf die Musiker und mir gelingen einige sehr gute Fotos von ihnen. Das überfüllte Lokal, laute Musik, wenig oder gar kein Licht. Als das Konzert zu Ende war verharre ich auf dem Gesicht dieser Frau. Sie hatte meine Aufmerksamkeit erregt, da mich die Situation stark an das berühmte Foto des Löwen von Alex Webb erinnerte, vor allem wegen der klaren Dominanz der Rottöne in dieser Szene. Ich fokussiere das rote Licht auf dem Vorhang hinter ihr, und drücke ab."
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Giorgio Scalici: "Mein Bruder ist Musiker. Er spielt Schlagzeug bei den “Screaming Guns”. An jenem Abend war ich bei einem ihrer Konzerte in einem winzigen aber netten Lokal in Palermo, il Roxanne. Ich konzentriere mich auf die Musiker und mir gelingen einige sehr gute Fotos von ihnen. Das überfüllte Lokal, laute Musik, wenig oder gar kein Licht. Als das Konzert zu Ende war verharre ich auf dem Gesicht dieser Frau. Sie hatte meine Aufmerksamkeit erregt, da mich die Situation stark an das berühmte Foto des Löwen von Alex Webb erinnerte, vor allem wegen der klaren Dominanz der Rottöne in dieser Szene. Ich fokussiere das rote Licht auf dem Vorhang hinter ihr, und drücke ab."
Mittwoch, 17. Juni 2015
Making-of #7
Making-of Marga van den Meydenberg
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Marga van den Meydenberg: "Die tanzende Braut - Diese Foto ist am Bebelplatz in Berlin entstanden. Mir gefiel der Schauplatz und insbesondere die großen Werbtafel für die Mozartoper in Verbindung mit den Passanten. Es war als würde die zweidimsionale Welt mit der dreidimensionalen verschmelzen. Ich wartete eine Weile und schoss ein paar Fotos von vorbeilaufenden Touristen, aber es war nicht ganz stimmig – zumindest noch nicht. Nach einer Zeit näherte sich plötzlich ein älterer Mann in einem schwarzen Anzug und ich hatte spontan das Gefühl, dass der Moment passen könnte. Erst später am Bildschirm bemerkte ich wie perfekt die beiden Welten miteinander verschwimmen. Der alte Mann scheint förmlich mit der Braut zu tanzen."
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Marga van den Meydenberg: "Die tanzende Braut - Diese Foto ist am Bebelplatz in Berlin entstanden. Mir gefiel der Schauplatz und insbesondere die großen Werbtafel für die Mozartoper in Verbindung mit den Passanten. Es war als würde die zweidimsionale Welt mit der dreidimensionalen verschmelzen. Ich wartete eine Weile und schoss ein paar Fotos von vorbeilaufenden Touristen, aber es war nicht ganz stimmig – zumindest noch nicht. Nach einer Zeit näherte sich plötzlich ein älterer Mann in einem schwarzen Anzug und ich hatte spontan das Gefühl, dass der Moment passen könnte. Erst später am Bildschirm bemerkte ich wie perfekt die beiden Welten miteinander verschwimmen. Der alte Mann scheint förmlich mit der Braut zu tanzen."
Mittwoch, 3. Juni 2015
Making-of #6
Making-of Mary Cimetta
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Mary Cimetta: "Dies ist sicherlich eines der Fotos, zu dem ich am häufigsten die „Geschichte“ erzählen soll. Der Anblick ist bizarr, um es kurz zu sagen, und trotzdem ist es für mich kein ungewöhnlicher Anblick, sondern eine Szene wie ich sie des Öfteren unter der Woche sehe. Der Busch in diesem Bild befindet sich vor der Grundschule die meine Kinder besuchen. Der Busch ist vollkommen hohl weshalb die Kinder ihn als Unterschlupf beim Spielen nutzen. Sie verstecken sich darin, klettern darin herum und springen aus dem Hinterhalt heraus. Demnach ist in dem Busch immer irgendein Kind versteckt, und folglich finden sich auch immer irgendwelche Eltern oder Großeltern dort, die versuchen eines der Kinder aus den Ästen zu entwirren, um es nach Hause zu bringen. Es handelt sich demnach um ein „gestelltes“ Foto. Ich wusste, dass sich mir dieser Szene früher oder später bieten würde und habe auf den richtigen Moment gewartet: In diesem Fall auf die Position des Großvaters mit dem Kopf im Gebüsch wie ein Strauß, zusammen mit dem Kopf des Kindes unnatürlich weit oben, der aus den Blättern hervorragt."
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Mary Cimetta: "Dies ist sicherlich eines der Fotos, zu dem ich am häufigsten die „Geschichte“ erzählen soll. Der Anblick ist bizarr, um es kurz zu sagen, und trotzdem ist es für mich kein ungewöhnlicher Anblick, sondern eine Szene wie ich sie des Öfteren unter der Woche sehe. Der Busch in diesem Bild befindet sich vor der Grundschule die meine Kinder besuchen. Der Busch ist vollkommen hohl weshalb die Kinder ihn als Unterschlupf beim Spielen nutzen. Sie verstecken sich darin, klettern darin herum und springen aus dem Hinterhalt heraus. Demnach ist in dem Busch immer irgendein Kind versteckt, und folglich finden sich auch immer irgendwelche Eltern oder Großeltern dort, die versuchen eines der Kinder aus den Ästen zu entwirren, um es nach Hause zu bringen. Es handelt sich demnach um ein „gestelltes“ Foto. Ich wusste, dass sich mir dieser Szene früher oder später bieten würde und habe auf den richtigen Moment gewartet: In diesem Fall auf die Position des Großvaters mit dem Kopf im Gebüsch wie ein Strauß, zusammen mit dem Kopf des Kindes unnatürlich weit oben, der aus den Blättern hervorragt."
Dienstag, 19. Mai 2015
Making-of #5
Making-of Fabian Schreyer
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Fabian Schreyer: "Dieses Foto ist im Februar 2015 in Berlin entstanden. Seine über den ersten visuellen Eindruck hinausgehende Bedeutung erschließt sich ortsunkundigen Betrachtern erst mit dem nötigen Hintergrundwissen. Bei dem Bauwerk aus Betonquadern handelt es sich um das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“. Auf dem Weg vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz passieren täglich Horden von Touristen die grauen Stelen des „Holocaust-Mahnmals“, das an die Folgen des Nationalsozialismus erinnert. Im Bild zu sehen ist eine junge italienische Touristin, die sich aus einer größeren Reisegruppe herausgelöst hat. Der Folienballon in ihrer Hand zeigt SpongeBob Schwammkopf, die Hauptfigur der gleichnamigen US-Zeichentrickserie. Seine Deplatziertheit in diesem Umfeld wirft Fragen auf: Wie gehen wir mit der Erinnerung an unsere Vergangenheit um? Ist die heutige Jugend einfach nur unbekümmert, ist sie geschichtsvergessen oder hat sie sich von den Ereignissen ihrer Elterngeneration emanzipiert? Wie unterscheidet sich der Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit von der Sichtweise im Ausland?"
In dieser Reihe präsentieren die Fotografen ihre Fotos und erzählen ihre Entstehungsgeschichte.
Fabian Schreyer: "Dieses Foto ist im Februar 2015 in Berlin entstanden. Seine über den ersten visuellen Eindruck hinausgehende Bedeutung erschließt sich ortsunkundigen Betrachtern erst mit dem nötigen Hintergrundwissen. Bei dem Bauwerk aus Betonquadern handelt es sich um das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“. Auf dem Weg vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz passieren täglich Horden von Touristen die grauen Stelen des „Holocaust-Mahnmals“, das an die Folgen des Nationalsozialismus erinnert. Im Bild zu sehen ist eine junge italienische Touristin, die sich aus einer größeren Reisegruppe herausgelöst hat. Der Folienballon in ihrer Hand zeigt SpongeBob Schwammkopf, die Hauptfigur der gleichnamigen US-Zeichentrickserie. Seine Deplatziertheit in diesem Umfeld wirft Fragen auf: Wie gehen wir mit der Erinnerung an unsere Vergangenheit um? Ist die heutige Jugend einfach nur unbekümmert, ist sie geschichtsvergessen oder hat sie sich von den Ereignissen ihrer Elterngeneration emanzipiert? Wie unterscheidet sich der Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit von der Sichtweise im Ausland?"