
Foto: El Juglar Subterráneo
Bestimmt habt ihr den Post von María Gracia
über alternative Musik in Berlin gelesen (
auf Rumbo @lemania könnt ihr den ganzen Artikel lesen). Wahrhaftig ist es auch einer der großen Attraktionen, die die deutsche Hauptstadt zu bieten hat. Zufälligerweise fiel mir, nachdem ich ihren Artikel in der Madrider Metro gelesen hatte, eine kleine Ergänzung zu ihrer Berichterstattung ein.
Es ist nicht gerade leicht der Krise, die Spanien und einen Großteil Europas betrifft, etwas Positives abzugewinnen, aber wenn ihr gestern mit mir in der Metro gewesen wärt, könntet ihr vielleicht besser verstehen, was ich euch mitteilen will. Ein Kollege, der häufiger die Metro nutzt, (Hunde sind in der Metro Madrid verboten und meinem Hund gefällt es nicht alleine zu Hause zu sein) hat schon vor ein paar Wochen, als wir erstmals über dieses Thema sprachen, Folgendes zu mir gesagt: "Einer der deutlichsten und positivsten Auswirkungen der Krise ist die Menge an Musikern, die in den Metroabteilen spielen. Manchmal müssen sie sich abstimmen, um sich nicht gegenseitig zu behindern..."
In der Tat ist es schwierig eine Strecke ohne Troubadour zu fahren, der uns ein wenig den Tag versüßt.
Erst vor ein paar Tagen habe ich einen ganz speziellen Mann erwischt, den Untertage-Sänger.
Wenn ich mich nicht irre, stieg er bei der Station Callao in Richtung Casa de Campo ein. Als er dann seine Gitarre zückte, fragte er ein Mädchen: "Was soll ich spielen? Rock n roll, Rumba oder Rap?". Sie wählte Rock n roll und der Sänger forderte die Aufmerksamkeit des gesamten Waggons: "Alles klar, wir spielen Rock, aber dafür brauch ich eure Hilfe. Jedes gute Rocklied muss mit einem Applaus beginnen und ich möchte, dass wenn wir an der Station Opera halten und sich die Türen öffnen ihr den einsteigenden Leuten zujubelt, als ob sie die Rolling Stones seien…"
Ich befürchtete das Schlimmste, die Leute erschienen mir desinteressiert und ich begann mit diesem Jungen zu fühlen. Aber als sich die Türen an der Oper öffneten, klatschten die Leute begeistert und der Mann begann mit seinem Lied.
Es war ein Spektakel, von dem ich euch nur einen Ausschnitt erzählen kann. Er stellte die Leuten vor, als seien sie alle in seinem Team (wegen meiner zwei riesigen Kopfhörer hat er mich als Carlos, seinen Soundingenieur, vorgestellt). Einige forderte er auf zu tanzen und zu klatschen und beendete es mit einem Sprung mit geöffneten Beinen… ein Showman durch und durch.
Schließlich stellte er sich vor und versprach uns, dass wir ihn wiedersehen werden: "Ich bin immer hier. Ihr könnt mich auf Facebook, aber vor allem in den Linien 1 und 5 treffen. Ich nenne mich "Juglar Subterráneo" (=Untertage-Sänger).
Auf seinem
Facebook-Profil finden wir diese spannende Beschreibung:
"Die Dinge sind, wie sie einer sieht. Wo andere Züge sehen, sehe ich Bühnen. Ich schleiche mich durch die Linien 1 oder 5 der Metro in Madrid und singe Geschichten, erzähle euch Lieder, rezitiere Pillen der Kunst."
Danke und viel Glück, Juglar!