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Mai 2014, nur noch wenige Tage bis zur Europawahl. Der Wahlkampf ist in der heißen Phase. Politiker und Bürger diskutieren miteinander über die Zukunft Europas und darüber, wie das Europa der Zukunft aussehen soll. Die Medien in Deutschland und anderen EU-Staaten berichten über den Wahlkampf und informieren zu politischen Themen, die die Bürger Europas angehen, damit sie bestens auf die anstehenden Wahlen des europäischen Parlaments vorbereitet sind.
Stop. Leider entspricht diese Beschreibung nicht der Realität im Mai 2014. Schön, wenn es so wäre. Stattdessen sieht es zumindest in Deutschland kurz vor der Europawahl eher so aus: Der Wahlkampf lahmt auf der Zielgeraden und schleppt sich mühsam über die letzten Meter. Politiker haben offenbar andere Dinge im Kopf als die anstehende Wahl. Und die Wähler zeigen so wenig Interesse an der Europawahl wie selten zuvor.
Noch vor wenigen Wochen ergab die Umfrage des ZDF-Politbarometers, dass nur 22 Prozent der deutschen Wahlberechtigten Interesse an der Europawahl haben. Dem Rest scheint die Abstimmung mehr oder weniger egal zu sein. Und das Interesse sinkt mit der Anzahl der Wochen, die uns noch von der Wahl trennen.
Zwar fällt die Wahlbeteiligung bei der Europawahl schon immer geringer aus als beispielsweise bei der Bundestagswahl, aber bei der letzten Wahl 2009 waren in Deutschland ebenso wie im Rest der EU immerhin etwa 43 Prozent wählen. Im Jahr 2014 könnten die Deutschen in Sachen Wahlbeteiligung einen Negativrekord aufstellen.
Dabei wird die Europawahl in diesem Jahr sogar persönlicher als bisher: Zum ersten Mal schicken die Parteien Spitzenkandidaten ins Rennen. Politikerköpfe, mit denen man sich identifizieren oder die man ablehnen könnte, die die Wähler zumindest zu irgendeiner Art von Reaktion provozieren könnten. Aber weit gefehlt: Laut der ZDF-Umfrage kennt ein großer Teil der Wähler die Spitzenkandidaten der Parteien nicht einmal. 38 Prozent der befragten Deutschen kannten weder den deutschen SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz noch den Luxemburger Christdemokraten Jean-Claude Juncker.
Und was tut die Mehrzahl der deutschen Medien mitten in diesem Europa-Wahlkampf? Sie berichten und kommentieren vor allem darüber, dass die Deutschen so desinteressiert sind an der Wahl. Die Politikverdrossenheit in Sachen Europa ist zum häufigsten Schlagwort geworden, wenn es um die anstehende Europawahl geht. Kein Wunder, dass bei dieser inhaltlichen Tiefe kaum jemand Interesse an europäischer Politik entwickelt.