Mi BiciAbenteuer en Berlín * Mein BiciAbenteuer in Berlin
Videobloggerin: Paloma Lirola, Berlin
Montag, 18. Dezember 2017
Mi BiciAbenteuer en Berlín * Mein BiciAbenteuer in Berlin
Geschrieben von Karsten Wiemann
Dienstag, 12. Dezember 2017
Versus - clichés germano-españoles * deutsch-spanische Klischees
Versus - clichés germano-españoles * deutsch-spanische Klischees
Videobloggerin: Paloma Lirola, Berlin
Videobloggerin: Paloma Lirola, Berlin
Freitag, 24. November 2017
Ruta de los Imbiss * Imbiss in Deutschland
Geschrieben von Karsten Wiemann
Dienstag, 7. November 2017
Alemanes bailongos - Die Deutschen tanzen
Freitag, 29. September 2017
Licht und Schatten des Themas Auswanderung
Mittwoch, 16. August 2017
Trinkgeld in Deutschland
Trinkgeld geben - ja oder nein? Und wie viel Trinkgeld ist angemessen? Unser Interview informiert darüber wann, wie und wie viel Trinkgeld man in Deutschland geben sollte.
Videobloggerin: Paloma Lirola, Berlin
Sonntag, 27. November 2016
Deutsch unterwegs

© Goethe-Institut Madrid
Deutsch unterwegs ist ein Projekt, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Deutschland sowie die deutsche Kultur und Sprache an Schulen zu bringen. Die Schüler und Schülerinnen entdecken spielerisch neue Dinge und Seiten Deutschlands.
Seit Oktober dieses Jahres besuchen wir Schulen in Spanien und präsentieren unser Projekt. Hierbei wollen wir einerseits Schulen erreichen, die noch kein Deutsch unterrichten, andererseits denjenigen, die schon Deutsch sprechen, einen ganz anderen Einblick bieten. Unsere interaktiven Workshops sind genau das Richtige, um die Motivation zu stärken und Neugierde der Schüler und Schülerinnen zu wecken. Selbständig entdecken sie in Kleingruppen landeskundliche Materialien, probieren typisch deutsche Köstlichkeiten und können spielerisch Neues erfahren. Es werden alle Sinne angeregt, von Hören über Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen ist alles dabei.
Dabei stehen vor Allem der Spaß und ein positives Erlebnis ganz oben.
Meinung einer Teilnehmerin:
„Ich fand die Veranstaltung sehr interessant und abwechslungsreich. Da der praktische Teil im Vordergrund steht, machen die meisten Schülerinnen und Schüler mit. Wir erfahren mehr über Deutschland und können Vorurteile gegenüber dem Leben in Deutschland und den Menschen, die dort leben, abbauen.
Ich glaube, dass sich hierdurch Länder und Kulturen einander annähern können. Es war sehr lustig, unterhaltsam und interessant. Das Projekt hat mir sehr gefallen!“
Mittwoch, 2. November 2016
Den richtigen Ton treffen

Foto: (CC0 1.0) OpenClipart-Vectors, pixabay.com
Eine der schwierigeren und gleichzeitig lustigsten Seiten des Sprachenlernens ist es wohl, den „richtigen Ton“ zu treffen. Damit meine ich, dass neben Grammatik und Wortschatz vor allem sprachliche Konventionen entscheiden, ob wir es letztendlich schaffen, uns im Gespräch auf die Art auszudrücken, die wir auch beabsichtigt haben. Denn was als höflich, unhöflich, freundlich, abweisend oder distanziert, freundschaftlich oder eben einfach der Situation angemessen empfunden wird, variiert zwischen den Sprachen mitunter gewaltig.
Als Deutsche in Madrid wird man da schon mal verwundert angeguckt, wenn man sich zu oft beim Kellner fürs Bestellung Aufnehmen, Essen Bringen, Tisch Abräumen, etc. bedankt oder stets „por favor!“ anhängt. Nachdem ich diese Beobachtung einmal vor Kollegen geäußert hatte, wurde mir zudem geraten, „por favor“ etwas spärlicher einzusetzen, da dies mitunter den Eindruck erwecken kann, man wolle der Anfrage zusätzlichen Nachdruck verleihen. Herrje, sowas muss einem doch gesagt werden! Allerdings gilt dies eben auch nur für eher formale, ohnehin automatisierte Floskeln, wie man sie in Deutschland in Geschäften oder Cafés benutzen würde. Möchte man sich hingegen für einen – noch so kleinen - Gefallen bedanken, sagt man „muchísimas gracias“ und beinahe alles, dem man mehr oder weniger zustimmt, wird gerne mit „perfecto!“, „genial!“ oder „fantástico!“ quittiert. Dies wiederum hört sich für Deutsche nach einer recht starken Gefühlsäußerung auf eine Frage wie „Passt dir drei Uhr?“ an, auf die man in Deutschland wohl einfach mit „Ja“ antworten würde.
Sowas kann natürlich schnell zu Missverständnissen führen – oder in meinem Fall dazu, dass ich auf die leicht verwirrten Blicke meiner spanischen Freunde hastig hinterherschiebe, dass ich deren Ausflugs-/Sport-/Bar-/ (bevorzugte Freizeitaktivität bitte einfügen) Idee wirklich total „genial“ finde und bloß mal wieder nicht enthusiastisch reagiert habe. Pero vale, poco a poco.
von Julia Broich
Dienstag, 6. September 2016
Man wird nicht jünger

Foto: (CC0 1.0) reverent, pixabay.com
Inzwischen sind wir schon so alt, dass es eine Fernsehserie über uns gibt. Wenn ich mir Buscando el norte ansehe, dann fühle ich mich wie die Männer in der Eckkneipe, die Kapitel der Fernsehserie Cuéntame cómo pasó analysieren, in der einen Hand einen Espresso mit einem Schuss Brandy, in der anderen Hand eine Kippe. Sie erzählen den anderen Stammgästen, womit sie gerade zugange waren, als Familie Alcántara aus der Serie dies oder jenes passierte.
In Buscando el norte geht es um Spanier, die während der Wirtschaftskrise nach Berlin auswandern, um dort nach Arbeit zu suchen. Ich selbst ging nach Kiel, aber ansonsten ähnelt die Geschichte sehr meiner eigenen. So sehr, dass ich darauf eingestellt bin, sie nicht zu mögen. Was wissen die Drehbuchautoren schon? Schon bevor ich die Serie zum ersten Mal sah, ging eine meiner Augenbrauen leicht nach oben. Die auf der skeptischen Seite, um mir das ganze zu ersparen. Ich erwartete jede Menge Klischees: fleißige Deutsche und faule Spanier, in Deutschland ist es sehr kalt und in Spanien wird dauernd gefeiert. Solche Sachen eben.
Im Grunde ist es in der Serie dann auch so. Und wird dort bisweilen äußerst plump zum Ausdruck gebracht. Ich habe acht Jahre in Deutschland gelebt. In dieser Zeit bin ich niemandem begegnet, der mir vorhielt, aus einem rückständigen Land zu kommen. Auch der Gegenüberstellung von deutscher und spanischer Kultur bin ich nicht begegnet. In erster Linie deshalb, weil es neben Deutschen und Spaniern noch Türken, Russen, Engländer, Pakistaner, usw. gab. Aber gut, ich bin mir bewusst, dass man die Inhalte so einer Serie simplifizieren muss. Als in einer Szene die Hauptfiguren, überzeugt von ihren interkulturellen Kompetenzen, dem verblüfften Gastgeber arglos ihre Schuhe überreichen und der sie mit angeekeltem Gesicht auf den Boden zu den anderen Schuhen stellt, da merkte ich kaum, dass ich tatsächlich lachte.
Besonders lustig fand ich die Szene, in der die drei Spanier in die völlig leere Wohnung kommen, die sie schließlich mieten. Als ich meine Wohnung mietete, hatte man mich vorgewarnt. Aber als ich ankam, um die erste Nacht dort zu verbringen, bemerkte ich, dass die Vormieterin nicht nur die Glühbirnen mitgenommen hatte sondern auch etwas, das mir bislang völlig unbekannt war: kleine Plastikteilchen, über die man die Kabel mit der Glühbirne verbindet. Zurückgelassen hatte sie lediglich die blanken Kabel. Ich erinnere mich noch gut daran, wie schwierig es war, dem Verkäufer eines Baumarktes zu vermitteln, welchen Artikel ich brauche. Und an seine Bemühungen, mir zu erklären, wie man ihn installiert.
Das dauerte dann natürlich eine Weile. In der ersten Nacht in meiner neuen Wohnung musste ich schließlich in den Lichtschein des Hausflurs treten, um mir die Kontaktlinsen herauszunehmen. Auf diese Weise lernte ich meine neuen Nachbarn kennen. Sie ließen sich nichts anmerken und taten so, als sei es völlig normal, sich mit einem kleinen Spiegel auf die Treppe des Hauseingangs zu setzen.
PS: Was ich die Casting-Mitarbeiter der Serie noch fragen wollte: Warum werden die Rollen von Deutschen nicht mit Deutschen besetzt?
Tags für diesen Artikel: vida en alemania, vida en españa
Montag, 15. August 2016
Spaghettieis

Foto: (CC0 1.0) SauLustig, pixabay.com
So unglaublich es auch klingen mag: die größten Speiseeisfans, die ich kenne, sind die Norddeutschen. Natürlich weiß ich, dass wir hier am Mittelmeer leckeres, cremiges Eis haben, aber niemand würde auf die Idee kommen, im Januar Eis zu essen. Und wahrscheinlich ginge das gar nicht, denn die meisten Eiscafés schließen ihre Pforten nach dem Sommer. Aber zum Thema: In Kiel bilden sich nicht nur in den „heißen“ Monaten lange Schlangen vor den Eiscafés, und in der Mensa hat die Eistheke immer auf – unabhängig davon, ob es schneit oder donnert.
Ein Straciatella-Eis im Februar – diese Bestellung verwundert keinen Kellner.
Wenn die Tage länger werden, läuft das Eis-Geschäft natürlich wie geschmiert. In den Parks haben alle Kinder eine blaue Zunge (und oft auch blaue Lippen und zum Teil blaue Wangen). Der Grund: sie haben ein Wundereis gegessen. Wundereis ist schlumpfblau, ein vollkommen künstliches Blau, das auf keinen Fall von irgendeiner Frucht stammen kann. Wie wird das Wundereis hergestellt?
Ich glaube, dass es aus Gummibärchen gemacht wird. Ich glaube es, weil niemand es ganz genau zu wissen scheint. Wenn man jemanden fragt, was ein Wundereis denn nun genau sei, stellt man ihm sozusagen einen Freibrief aus: Er kann seiner Fantasie freien Lauf lassen oder auf seinen persönlichen Aberglauben zurückgreifen, denn jede Familie hat ihre eigenen Überzeugungen. Dass dieser Aberglaube keine wissenschaftliche Grundlage hat, führt nicht zu Misstrauen gegenüber dem Wundereis, ganz im Gegenteil. Norddeutsche Kinder tollen bereits seit vielen Generationen mit einer blauen Zunge in den Parks herum.
Und wenn die Kinder sich einmal richtig etwas gönnen wollen, bekommen sie in jedem Eiscafé ein Spaghettieis. Es wird in einem Schälchen gereicht und besteht aus Vanilleeis in Spaghettiform, das mit Erdbeersirup (‚Tomatensoße’) übergossen und mit Schokoraspeln (‚geriebener Käse’) verziert wird. Ein erfrischender Spaghettiteller, den man an einem der ewig langen Abende im Norden genießen kann.
Donnerstag, 16. Juni 2016
Stadt, Land, Fluss

Foto: (CC BY 2.0) Taro Taylor , flickr.com
Ich habe immer geglaubt, dass sich binationale Paare nicht wesentlich von Paaren unterscheiden, bei denen sich Nachbarn aus demselben Viertel zusammengefunden haben. Es gibt ein paar Dinge, natürlich, wie die Sprache, bestimmte Gebräuche, zumb Beispiel, dass es hier nicht kalt ist, sondern du nur die falsche Kleidung trägst, aber dagegen, dass es hier wie am Nordpol ist, Konditoreien an der Straße mit schönen Obsttorten oder drei verschiedenen Sorten Schokoladentorte etc.
Sowas, Kleinigkeiten.
Meine Überzeugung änderte sich, als Meine Bessere Hälfte (MBH) und ich Spiele mit Wörtern spielen wollten. Es kam die Frage auf, in welcher Sprache wir spielen. Da natürlich keine Seite von vorherein einen Vorteil haben sollte, ließen wir beide Sprachen zu. Bei Scrabble funktioniert das überhaupt nicht, da seine Wörter voll von Z und X sind und automatisch mehr zählen als meine. Um etwas flexibel zu sein, behelfen wir uns mit Pictionary oder übersetzen Tabu, aber noch nie hatten wir Stop ausprobiert.
Stop ist dieses Spiel, bei dem man Kategorien festlegt (Eigenname, Stadt, Land, Tier, Farbe, Beruf, Transportmittel), einen Buchstaben auswählt und der erste, der seine Tabelle vollständig ausgefüllt hat, „Stopp!“ schreit – daher der Name –, um die Runde zu beenden. Auf Deutsch heißt dieses Spiel Stadt, Land, Fluss, eine exaktere Beschreibung, aber eine weniger praktische Bezeichnung.
MBH und ich beschlossen, es auf einer fünfstündigen Zugfahrt auszuprobieren. Da waren wir, von Angesicht zu Angesicht, Stift und Papier: Mit welcher Sprache spielen wir? Mit beiden. Und so nahmen die Probleme ihren Lauf. Obwohl ich mir nicht darüber im Klaren bin, ob sie so viel mit der Sprache zu tun hatten.
Was für ein Transportmittel ist „Hausschuh“?!
Und „hoja“?!
Na, ein Transportmittel für Insekten natürlich.
Bereisen die Insekten das Blatt oder fliegt das Blatt wie ein magischer Teppich?
Okay, hoja kann ich nicht verteidigen.
Okay, ich streiche „hoja“. Aber du streichst „Hausschuh“.
Unentschieden.
A, B, C, D ....
Stopp.
Mit D.
.....
Stopp!
Seit wann ist „dunkel“ eine Farbe?
„Dunkel“ ist mehr eine Farbe als „dedo“ ein Transportmittel.
Auf keinen Fall! Und hast du noch nie einen Marienkäfer aufgehoben und durch das Fenster nach draußen befördert?
(MBH tötet keine Tierchen, die ins Haus kommen, sondern er fängt sie mit einem Glas und einem Blatt Papier und trägt sie auf die Straße. Also musste er das durchgehen lassen. Wenn auch unter Murren.)
Nächstes Mal musst du vor dem Spielen klarstellen, für welche Gattung die Transportmittel sein müssen.
Als wir endlich am Bahnhof Valencia Nord ankamen, waren wir viel weniger Freunde als zuvor. Allerdings habe ich seit damals Beobachtungen angestellt, und den „Nachbarschaftspaaren“ geht es kein bisschen anders. Soweit ich gesehen habe, ist die Situation, die Risiko entfesselt, besonders heikel.
Donnerstag, 19. Mai 2016
Verstrickungen

Foto: (CC0 1.0) wilhei, pixabay.com
Ich habe Antía auf dem Herbstmarkt kennengelernt, der jedes Jahr Anfang Oktober am Stadtrand von Kiel stattfindet. Es war Zufall: Antía ist eine dieser Personen, die man überall treffen kann. In dem Jahr, in dem wir uns zufällig in Kiel trafen, trafen wir uns immer wieder, anfangs zufällig und später dann mit Absicht.
Antía stellte mir Concha vor, die vor kurzem mit einer Unmenge Wolle in die Stadt gekommen war, die von verschiedenen Schals und Pullovern übrig geblieben war und die sie in diese kleinen Quadrate verwandelte, die auf Englisch Granny Squares genannt werden und die zu bunten Decken zusammengenäht werden. Im Wohnzimmer ihres Hauses, mit einem riesigen Fenster mit Blick auf den Fjord, organisierte sie ein wöchentliches Strickkränzchen, an dem ihre Spanisch-Deutsch-Tandempartnerinnen teilnahmen: Sabine, die aus Filz Hausschuhe herstellt, die sogar Karstadt gern in seinen Warenbestand aufnehmen würde, Kai-Britt, die immer wieder ihre Nadeln und ihre Wolle vergaß, und Pilar, die mich für sich gewann, als sie vorschlug, die Treffen mit Gin Tonics aufzupeppen, außerdem Neus und Sara. Sara strickte mit einem Strickrahmen, den ich noch nie gesehen hatte, und Neus war in einen überaus komplizierten Pullover mit dem Gesicht des Krümelmonsters vertieft. Neus brachte mir bei, was man alles mit Nadeln machen kann: vom Anschlagen der Maschen für einen Schal bis zu Häkelmützen, deren Anfertigung in deutschen Breiten ein Nationalsport ist. Seitdem erübrigt sich für mich die Frage, was ich zum Dreikönigsfest verschenken soll.
Bald waren wir zu viele für das Wohnzimmer, und wir zogen samt Wolle und Nadeln in Bars und Cafés bzw. im Sommer auf die Wiesen am See um. Außerdem gingen wir regelmäßig zum Häkelabend im Nähcafé, einem Raum mit Nähmaschinen, Stoffstücken und Sofas in dem Atelier einer Schneiderin in einem Gässchen am Dreiecksplatz. In Spanien, wo die Do-it-yourself-Kultur weniger verbreitet ist, habe ich so ein Geschäft noch nie gesehen. Ich frage mich, ob es laufen würde. Außerdem frage ich mich, ob es hier in Spanien etwas Ähnliches gibt, eine Gruppe, die sich trifft, um miteinander Zeit zu verbringen und Fähigkeiten zu teilen. Ich würde hingehen. Die Dienstagabende vermisse ich am meisten, seit ich in den Süden zurückgekehrt bin.
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Dienstag, 26. April 2016
Ein anderes Deutschland

By Vicente Villam�n - Bagdad Cafe.Uploaded by LongLiveRock, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10500553
Ich kenne nicht sehr viele Filme, in denen eine aus Bayern stammende Frau um die fünfzig durch die Mojave-Wüste in den Vereinigten Staaten reist. Dass die Frau aus Deutschland kommt, ist in der Filmhandlung kein Zufall. Die Frau ist absichtlich sehr bayrisch, mit ihrem grünen Hut mit Feder und Hutband. Sie heißt Jasmin, sie ist groß, korpulent, hat eine schneeweiße Haut und blaue Augen. In einer fast unbewohnten Gegend zieht sie einen Rollkoffer über den holprigen Boden, sie trägt halbhohe Schuhe mit einer glänzenden Schnalle, die man normalerweise anzieht, wenn man sich etwas fein machen möchte, weil man bei der Nachbarin zum Tee eingeladen ist. Ihr ganzer Aufzug ist denkbar ungeeignet, um einen Rollkoffer mit unbestimmtem Ziel durch den Wüstensand zu ziehen – vom steifen Rock über die dunkelgrüne Jacke bis zu dem Schal, den sie über den Schultern trägt. So, als ob sie für eine Postkarte fotografiert werden sollte, die dann im regionalen Trachtenmuseum verkauft wird. Dies gilt auch für ihren historisch anmutenden BH und ihr mit Schleifchen verziertes Mieder, die ebenfalls im Film gezeigt werden.
In der ersten Szene wird ein Ehekrach gezeigt: Jasmin und ihr Mann trennen sich vor einer Tankstelle, die sich in der kargen Landschaft von Nevada befindet. Sie nimmt diesen verdammten Koffer und macht sich mit ihm am Straßenrand auf den Weg. Als ob ihr Mann sich an ihr rächen wollte, nimmt er die Thermoskanne aus dem Auto, startet den Motor und lässt Frau und Kanne zurück – übrigens eine seltsame Form der Rache. Direkt neben der Tankstelle liegt das Motel mit dem Café Bagdad. Dort mietet sich Jasmin ein. Und dort bleibt sie – der Koffer enthält nur unmögliche Kleidungsstücke wie eine Lederhose und Wadenstrümpfe –, wie eine Außerirdische, die sich in auf diesem Fleckchen Erde, wo niemand ihren Nachnamen richtig aussprechen kann, nach und nach ihren Platz erobert.
Der Film heißt Out of Rosenheim, und die Figur, die die Zuschauer in ihren Bann zieht, wird von Marianne Sägebrecht verkörpert. Er stammt aus dem Jahr 1987, Regie führte Percy Adlon. 1989 gewann er den César als bester ausländischer Film. Durch Zufall fiel er mir in die Hände, und seit ich ihn vor ein paar Tagen gesehen habe, geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Das liegt wohl daran, dass fast alle Filme aus oder über Deutschland, die ich gesehen habe, entweder einen geschichtlichen Hintergrund haben oder vom Krieg erzählen. Außerdem gibt es sehr viel mehr Filme über Menschen, die nach Deutschland kommen, als Filme aus der umgekehrten Perspektive. Wenn man die Geschicke von Miss Jasmin (ihr Name im Café) in der Wüste verfolgt, kann man sich nur von allen nationalen Stereotypen verabschieden. Und außerdem ist Out of Rosenheim ein wahrer Genuss.
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Mittwoch, 6. April 2016
Chucrut (Sauerkraut)

Chucrut (Sauerkraut) gehört zu den Wörtern, die wir sofort mit der deutschen Kultur in Verbindung bringen. Es wird meistens in Kursen zur Einführung in die deutsche Sprache oder auch in den ersten Gesprächen mit einem Teutonen erwähnt, den wir gerade kennengelernt haben. Ich erinnere mich noch an die fantastische Frage, die meine Freundin F. bei letzterer Gelegenheit meiner besseren Hälfte mit ihrem typisch ernsten, freundlichen und gleichzeitig interessierten Gesichtsausdruck stellte: „Hallo! Do you often chucrut?“
Ab und zu stelle ich meiner besseren Hälfte diese Frage, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.
Als chucrut (oder Sauerkraut im Norden) wird in Salzwasser gegorener Weißkohl bezeichnet, der in Deutschland gerne zu Schweinefleischgerichten serviert wird. Darüber hinaus ist Chucrut der Titel einer faszinierenden Graphic Novel, die 2015 im Verlag Salamandra erschienen ist und deren Autorin sich Anapurna nennt. Obwohl die Hauptdarstellerin in einer der Szenen natürlich eine Portion Sauerkraut verzehrt, geht dieses Buch weit über das hinaus, was ich nach dem Auspacken meines Geschenks zum Dreikönigsfest zunächst erwartet hatte. Es handelt sich um eine jener Geschichten, die einerseits etwas ganz Eigenes haben, etwas wie die Linien der eigenen Hand, die andererseits aber unweigerlich fremd bleiben. Vielleicht liegt das daran, dass sich die Handlungsstränge zunächst geordnet entwickeln, um sich dann wie Stoffreste unterschiedlicher Herkunft zu vermischen: Chucrut ist Autofiktion aus einer Textur, die an das Leben an sich erinnert, und die sich wie das Leben selbst manchmal erklären, aber sich auch oft von Träumen und Ängsten anstecken lässt, so dass daraus, wenn wir Glück haben, eine wunderschöne Erzählung der Bewusstwerdung, der Erkenntnis des Selbst und der anderen entsteht, die einen Bruch entstehen lässt und die Grenzen zwischen den Kulturen verwischt.
Das Ergebnis ist ein Stück Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes, in der sich einzeln und kollektiv Erlebtes vermischt und überlagert, in der die Vergangenheit plötzlich an die Tür klopft und wir mit ihr – so gut wir können – zurechtkommen müssen. Chucrut ist an erster Stelle jedoch eine Geschichte der Begegnungen. Und schließlich sind es diese Begegnungen, die, wenn wir wieder einmal Glück haben, für unser Leben ausschlaggebend sind.
Mittwoch, 16. März 2016
„Es schien der beste Arbeitsplatz aller Zeiten zu sein, aber dann ließ er sehr zu wünschen übrig“

Angesichts der schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt beschließen viele, in Deutschland das zu suchen, was sie in Spanien nicht finden: eine Arbeit mit Zukunft. Tatsache ist aber, dass sich diese Hoffnung nicht immer erfüllt und viele Spanier zurückkehren, nachdem sich ihre Erwartungen nicht erfüllt haben. Ein Beispiel ist Elena Albertos, eine Krankenschwester aus Madrid, die mit ihren 25 Jahren bereits erkannt hat, dass in Deutschland nicht alles Gold ist, was glänzt.
„Eine Freundin arbeitete in einer Firma, die spanische Krankenpfleger gesucht hat. Ich schickte meinen Lebenslauf und wenige Tage später nahmen sie Kontakt zu mir auf“, berichtet Elena. Der erste Schritt war, einen Deutschkurs in Berlin zu absolvieren, der „etwas weniger als vier Monate“ dauerte und von der Firma bezahlt wurde. Nach Abschluss dieses Kurses begann der Arbeitsvertrag.
„Beim Vorstellungsgespräch stellte die Firma es so dar, dass es wie der beste Arbeitsplatz aller Zeiten erschien, aber dieser ließ dann sehr zu wünschen übrig.“ In „12-Stunden-Schichten an sieben Tagen und danach sieben Tage frei“ musste Elena „Ortschaften in ganz Deutschland“ abklappern, um Patienten, die ihre Hilfe als Krankenschwester benötigten, zu Hause aufzusuchen.
Sie arbeitete das von der Firma geforderte Jahr, um „eine ziemlich beträchtliche Geldstrafe“ zu umgehen, und kurz danach kehrte sie nach Spanien zurück. „Ich hatte das ständige Herumfahren und die Probleme mit der Firma mehr als satt. Außerdem konnte ich mich nicht an die deutsche Kultur gewöhnen.“ Obwohl Elena aus Deutschland keine „guten beruflichen Erinnerungen“ mitgenommen hat, so erinnert sie sich doch gerne an Berlin und an die Leute, die sie dort kennengerlernt hat. „Es ist eine unglaubliche Stadt, das Leben in Berlin hat mir sehr gefallen und ich habe tolle Leute kennengelernt, mit denen mich noch immer eine sehr gute Freundschaft verbindet.“
Dienstag, 8. März 2016
„Ich bin mit einer sicheren Arbeitsstelle zurückgekommen, ich hatte wirklich Glück“

Sandra de la Rosa hat Granada 2012 verlassen, um Kurs auf Deutschland zu nehmen und in Hamburg, einer der Städte mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen des Landes, Deutsch zu lernen. Sechs Monate lang absolvierte sie ein „nicht sehr gut bezahltes“ Praktikum in einem Online-Medienunternehmen zu einem Projekt in spanischer Sprache für den Verlag Grupo Planeta.
„Am Anfang war es schwer, weil ich kein Deutsch konnte und niemanden kannte. Es ist schwierig, deutsche Freunde zu finden, wenn man die Sprache nicht spricht, da die Leute in der Regel zunächst ziemlich verschlossen und kühl sind“, erzählt Sandra, die jedoch nicht lange brauchte, um sich zu integrieren. „Man muss Geduld haben. Und das Wichtigste von allem: eine richtige Einstellung.“
Auf dieses erste Praktikum folgte ein unbefristeter Vertrag bei einem Financial-Technology-Startup. „In diesen drei Jahren konnte ich mich in der Firma hocharbeiten, und jetzt bin ich Operations Managerin für Spanien.“
Die Firma, für die sie noch immer arbeitet, hat eine Niederlassung in Madrid eröffnet, und vor kurzem ist Sandra in die spanische Hauptstadt gezogen, um von dort aus zu arbeiten. Drei Jahre, nachdem sie Granada verlassen hat, ist sie nach Spanien zurückgekehrt „mit einer guten und sicheren Arbeitsstelle“ – etwas, das man zurzeit nur schwer findet. Sie ist sich dessen bewusst und schätzt sich daher „sehr glücklich“. Ohne jeden Zweifel ermutigt sie „jeden, der unentschlossen ist, sein Glück in Deutschland zu versuchen, wenn die Voraussetzungen für ihn oder sie in Spanien nicht sehr vielversprechend sind“. Sandra sagt es ganz deutlich: „Ich bin mehr als zufrieden mit der Entscheidung, die ich eines Tages im Jahr 2012 getroffen habe.“
Donnerstag, 25. Februar 2016
Seitdem sehe ich die Wikinger mit anderen Augen

Foto: (CC0 1.0) WOODPUNCHER, pixabay.com
Die Wikinger waren ein erstaunliches Volk. Sie schnitzten für den Bug ihrer Boote fantasievolle Tierköpfe, die mit ihren Flügeln, Eckzähnen und offenen Mäulern so furchterregend und wutentbrannt aussahen, wie sie sich die Wikinger wohl vorgestellt hatten. Es fehlte nur noch, dass aus ihnen Rauch und Feuer entwichen. Wer ihnen auf hoher See begegnete, verstand sofort, dass mit ihnen nicht zu spaßen war. Sie tranken aus Hörnern, ritzten Botschaften in Steine und ihr Gott hatte einen Hammer – eine Waffe, die für den Hausgebrauch viel eher geeignet war als der Blitz des Zeus.
Die Kinder in Norddeutschland lernen zunächst von Wickie und den starken Männern, wie die Wikinger lebten. Anschauen können sie es in der alten, zum Teil wieder aufgebauten Wikingersiedlung Haithabu bei Schleswig. Hier wird Brot gebacken, mit Eisen gearbeitet, hier singt man alte Wikingerlieder und bearbeitet graue Steine mit Griffeln – genau an dem Ort, wo die Wikinger dies taten, hier, wo der Haithabu-Bach in die Schlei fließt. Von diesem Ort aus konnten die Wikinger Jütland praktisch mit ihren Booten umrunden, und dies Hunderte Jahre vor dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals.
An diesem Ort wurde auch ein Wikingermuseum inklusive Wikingerschiff errichtet. Hier kann man Runen, Felle, Hörner, Kochtöpfe und all das bewundern, was mit der Kultur der Wikinger zu tun hat.
Und...
außerdem...
gibt es hier etwas, was ich nie in einem Wikingermuseum erwartet hätte. In einem Bereich werden in beleuchteten Vitrinen die Werkzeuge der Wikinger ausgestellt. Hierzu zählte eine kleine Schere, die genauso wie heutige Nagelscheren aussah, sie war genauso groß und hatte exakt dieselbe Krümmung wie die Nagelschere in meinem Badezimmer. Natürlich war sie aus Schmiedeeisen und nicht so glatt wie mein Exemplar, aber die Verwandtschaft war eindeutig. Ich konnte es kaum glauben. Nie zuvor hatte ich mir einen Wikinger vorgestellt, der sich die Fingernägel schnitt.
Meine bessere Hälfte war bereits auf dem Weg zur nächsten Vitrine, ohne der Schere größere Aufmerksamkeit zu widmen. „Die sieht genauso aus wie unsere Schere!“, hielt ich ihn an. „Ja, mein Schatz, eine Schere...“ Er hatte nichts verstanden. Aber ich sehe die Wikinger seitdem mit anderen Augen.
Weitere Infos unter http://www.schloss-gottorf.de/haithabu/das-museum/die-ausstellung
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