Die digitale Spaltung – Wer keinen Zugang hat, kann nicht mitreden
Soziale Medien bieten neue Chancen, den Dialog zwischen Kulturen zu stärken. Es besteht allerdings eine Reihe von Hürden, die dazu führen, dass nur eine Minderheit die neuen digitalen Möglichkeiten nutzen kann.Der weiterhin starke Anstieg an Internetzugängen verspricht jedoch, dass sich diese digitale Spaltung der Gesellschaft in Zukunft verkleinern wird. Während 2006 nur ca. 18 Prozent der Weltbevölkerung das Internet nutzte, sind es laut aktuellen Statistiken der International Telecommunication Union heute circa 35 Prozent. Insbesondere der Anteil der Internetnutzer in Entwicklungs- und Schwellenländern ist gestiegen – auf immerhin 62 Prozent! Vor allem der Zuwachs an Nutzern aus China hat hierzu beigetragen: Hier lebt fast ein Viertel der Internetnutzer. Auch in Lateinamerika hat die Zahl der Internetnutzer stark zugenommen. Mittlerweile haben mit über 215 Millionen Menschen circa 36 Prozent der Bevölkerung Zugang. Im Vergleich dazu waren es 2000 nur rund 18 Millionen.
Die beliebtesten Internetdienste sind heutzutage soziale Medien: Über 80 Prozent aller Internetnutzer frequentieren mindestens ein soziales Netzwerk. Vor allem in Lateinamerika sind diese sehr populär. Laut neuesten Studien gehören Argentinien, Chile, Kolumbien, Peru und Venezuela zu den zehn Ländern, in denen Menschen die meisten Stunden pro Tag in sozialen Netzwerken verbringen. In Argentinien sind es über zehn Stunden täglich.
Aktive und passive Teilnahme – wer befüllt das Internet?
Die US-amerikanische Plattform Facebook hat den Siegeszug der sozialen Netzwerke angeführt. Über 800 Millionen Nutzer verzeichnet die Plattform zum Ende 2011. In Ländern wie Japan, Russland und Brasilien, in denen bis vor kurzem andere Anbieter die Marktführer waren, überholt Facebook rasant seine Konkurrenten. Dass die sozialen Netzwerke Plattformen zur Mobilisierung und Organisation von gesellschaftlichen oder politischen Bewegungen bieten, wurde 2011 durch den Arabischen Frühling, aber auch durch die Occupy-Bewegung wiederholt deutlich. Mit Hilfe sozialer Medien werden neue Öffentlichkeiten hergestellt und die Barrieren staatlicher Zensur und Filter traditioneller Medien umgangen. Während einige hier die Entstehung neuer globaler, partizipativer Strukturen sehen, stellen andere kritische Aspekte in den Vordergrund. Denn nur 10 Prozent der Nutzer tragen aktiv zur inhaltlichen Gestaltung des Internets bei, indemsie zum Beispiel ein Blog betreiben, Wikipedia-Artikel bearbeiten oder Videos bei YouTube einstellen. US-amerikanische Studien belegen, dass das Internet vor allem von gut gebildeten Männern aus der westlichen Welt befüllt wird. Beschränkt sich Partizipation im Internet also auf bestimmte Bildungsschichten? Und bleibt das Internet also letztlich doch monologisch und der Dialog der Kulturen eine Utopie?
Dieser Artikel ist unter der CC BY-Lizenz veröffentlicht.
Blog

Mittwoch, 17. April 2013
Globales Netzwerk oder elitärer Spielplatz? Die Rolle von Social Media im Dialog der Kulturen I
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks