Dem Internet wurde bei den Protesten in Tunesien und Ägypten enormer Einfluss beigemessen. Es ermöglichte die rasche Verbreitung von Informationen, Videos und Bildern, und die ganze Welt konnte sehen, wie tausende Menschen sich gegen ihre repressive Regierung auflehnten. Wie Markus hier schon richtig schrieb, braucht es natürlich dennoch Menschen, die für den Aufbau demokratischer Strukturen auf die Straße gehen. Über das Ausmaß des Einflusses digitaler Medien auf die Aufstände lässt sich streiten, dennoch ist klar, dass mit Hilfe des Internets viele Menschen vorbei an staatlicher Zensur auf soziale Missstände und Unterdrückung hinweisen konnten. Was machen also repressive Herrscher, die dies verhindern wollen? Sie schalten das Internet ab.
So ist es in Ägypten geschehen. Und das war gar nicht mal so schwierig: Einerseits macht es die Geografie des Landes leicht, es vom Netz zu trennen, da es im Norden mit Kairo eine dominierende Großstadt gibt und sich der Rest der Infrastruktur durch das Niltal entlang hangelt – andererseits haben die ägyptischen Provider mit den staatlichen Strukturen kooperiert. Hier kam Telecomix ins Spiel. Telecomix ist eine Aktivistengruppe ohne feste Strukturen, die sich für das Recht auf freie Meinungsäußerung und ein freies Internet einsetzt.
Ich habe mit Stephan Urbach geredet, der sich während der „arabischen Revolution“ bei Telecomix engagiert hat. In dem Video spricht er darüber, was Telecomix für ihn bedeutet, wie die Gruppe vorgegangen ist und wieso sie letztendlich an ihrer Arbeit in Syrien zerbrochen ist.
Auf meine abschließende Frage, welchen Einfluss die Arbeit von Telecomix auf die Proteste hatte, antwortete Stephan auf mit einem Zitat seines Freundes Muhammad aus Aleppo: „They made a difference“. Die Aktivistengruppe, die technische Hilfe leistete und anderen mit ihrem Wissen helfen wollte, zerbrach daran, dass ihnen so viel mehr abverlangt wurde. Aber sie hat etwas bewegt in diesen Protesten, die zum Bürgerkrieg wurden.
Dieser Artikel ist unter der CC BY-Lizenz veröffentlicht.
Blog

Dienstag, 2. April 2013
„Ich glaube, wir haben ein bisschen die Welt verändert“ - Stephan Urbach über die Aktivistengruppe Telecomix
Trackbacks
Trackback-URL für diesen Eintrag
Keine Trackbacks